Hedayat


Seit Wochen habe ich diese Reise geplant. Heute habe ich endlich mich entschieden, damit es vor Iran nicht wegfälle. Es ist zwanzig Minuten von hier mit dem Fahrrad. Kantstraße 76, Hedayat Buchhandlung, nach dem persischen Kafka genannt. Die Tür ist geschlossen, ich much durch das Fenster dem innen am Telefon sprechenden Besitzer winken, damit er mich hereinlasse. Eine reiche Auswahl iranischer Bücher, sowohl in Persisch als auch in Deutsch. „In der Saless Buchhandlung von Teheran hat man mir empfohlen, hier zu kommen, und herumschauen.“ „Ach ja, wir sind in ständigem Kontakt. Das ist also die Buchhandlung, dort nach rechts unser Verlag, Gardoon. Und hier haben wir Kurse zweimal pro Woche.“ „Einen Sprachkurs?“ „Ach nein. Einen Schreibkurs für Perser. Eine neue Generation von Schriftstellern wird hier in Berlin gebildet, ein Teil ihrer Bücher wird auch von uns veröffentlicht.“ Vor dreißig Jahren wurde Abbas Maroufi in Iran für zwanzig Peitschenhieben verurteilt, dann verließ er das Land, und ließ sich dauerhaft in Berlin nieder. Viele seiner Bücher sind auch ausgestellt, darunter vier in Deutsch. „Welches lieben Sie am meisten?“ „Peykar-e Farhad, „Das Spiegel von Farhad“, in Deutsch Die dunkle Seite. Sie kennen das berühmten Schreiben Hedayats, wo der Protagonist erzählt, wie er versucht, eine Frau zu erreichen. In diesem erzählt die Frau dieselbe Geschichte from her viewpoint. Aber die Leser lieben am meisten Symphonie der Toten. Dies ist eine persische Kain und Abel-Geschichte, in vier Symphoniesätzen, mit einer Ouvertüre.“ „Ich nehme beide. Ich bin neugierig von ihnen.“ Ich füge auch Nasser Kananis Traditionelle persische Kunstmusik hinzu, ebenfalls in ihrer Ausgabe. An der Kasse großzügig rundet er ab, und gibt mir auch noch ein Buch. „Dies ist ein Geschenk, mein neuestes Buch. نامهای عاشقانه, Namehâye eshghâne, „Liebesbriefe“, all in Versen, sehen Sie. Die in normalen Buchstaben gesetzten Gedichte sind die Briefe der Frau, die in Fettdruck des Mannes.” „Kheyli mamnum, khoda hâfez, vielen Dank, Gott segne Sie.“ „Khâkhesh mikonam, erwähnen Sie nicht, die Ehre ist meine.“ Als er mich zur Tür begleitet, ruft er: „Was für ein Glück, Professor Kanani kommt gerade hier.“ Im persischen Viertel Berlins mit fünfzigtausend Bewohnern ist solches Treffen nicht ungewöhnlich. Der Professor dreht sich um. „Dieser Herr interessiert sich für persische Musik. Er hat gerade Ihr Buch gekauft.“ „Wahrlich?” Der Professor sieht berührt und etwas ungläubig an mich. „Sind Sie wirklich an persische klassische Musik interessiert?“ Er streckt seine Hand aus. „Viel Spaß.



Das beste Gemälde von Kamal-ol-Molk

Kamal-ol-Molk (mit einem Stock) unter seinen Studenten an der Akademie der schönen Künste in Teheran

Kamal-ol-Molk, der berühmteste persische Maler am Endes des 19. Jahrhunderts – in dessen Haus von Kashan wir übernachten werden – faszinierte sein Publikum vor allem mit seinen Genrebildern. Der von ihm eingeführte Stil war, so zu sagen, das Gegenstück des europäischen Orientalismus. Während letztere hat die großen und luxuriösen Räumen der romantischen und akademischen Malerei mit den reizenden Motiven des geheimnisvollen Orients vollgestopft, machte Kamal-ol-Molk die üblichen kleinen und intimen Bilder in den persischen Häusern, die klare Farben, nur ein paar Figuren, und kein Bildtiefe hatten, attraktiver für ein für die europäische Kultur immer empfänglichere persisches Publikum mit den in Italien erworbenen Techniken, den realistischen Körpern, der Darstellung der sich auf dem Gesicht abspiegelnden Seelenzustände, und der europäischen Perspektive. Es ist kein Zufall, dass die Reproduktionen seiner in den ehemaligen kaiserlichen Sammlungen bewahrten Gemälde – Der Wahrsager, Die jüdischen Hausierer, Goldschmiede in Bagdad, Musiker, Noruzfest und der Rest – sind imer noch übliche Dekorationen der Wohnungen und öffentlichen Räumen.

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Ein Bild übertrifft aber alles andere in der Popularität. Auf diesem sitzt ein bärtiger alter Mann an einem bescheiden gedeckten Tisch, und raucht seine Pfeife. Wir treffen dieses Gemälde immer wieder in jeder Stadt, an den Wänden der Privaträume, Werkstätten und Cafés, und sogar auf Ladenschildern von Teehäuser und Restaurants. Und es ist umso überraschender, dass das Bild völlig folklorisiert wurde. Man ändert und ergänzt es frei auf den einzelnen Reproduktionen, mit einer Wasserpfeife in den Kaffeehäusern oder mit einem aufwändig gedeckten Tisch in den Restaurants, je nachdem, was am gegebenen Ort nötig ist.

Die historische Kleinstadt Masuleh am Kaspischen Meer



Kashan, Restaurant neben dem Basar

Die Popularität des Bildes wurde zweifellos dadurch verstärkt, dass es eine wichtige symbolische Rolle in einem der bedeutendsten iranischen Filme des letzten zwei Jahrzehnte. Das Leben und nichts mehr (oder als es in Europa bekannt ist, Und das Leben geht weiter, 1992) von Abbas Kiarostami ist die Fortsetzung des ersten wirklich erfolgreichen Films des damals fünfzig Jahre alten Regisseurs, Wo ist das Haus des Freundes? (1987), das auch von uns erwähnt wurde. Im zweiten Film fährt der Kiarostami darstellende Schauspieler und sein Sohn mit einem verbeulten Auto von Teheran nach die Berge von Gilan, nur wenige Tage nach dem fünfzigtausend Opfer fordernden Erdbeben, um zu erfahren, ob die beiden jungen Protagonisten des vorherigen Films im Dorf von Koker die Katastrophe überlebten. Neben der Darstellung der Zerstörung und der Trauer veranschaulicht das Film hauptsächlich den Kraft und Entschlossenheit, mit dem die Überlebenden arbeiten, um die Häuser wieder bewohnbar und die Dörfer lebenswert zu machen, und neue Familien so bald wie möglich zu gründen, so dass das Leben wieder weitergehe. Das Film hatte eine echte therapeutische Wirkung in Iran, und diese Behandlung der Tragödie gab eine riesige Ermutigung und Kraft an der gesamten Gesellschaft. Es ist kein Zufall, dass Kiarostami bald ein drittes erfolgreiches Film drehte, Durch die Olivenbäume (1994), das er auf der sorgfältigen Analyse einer Schlüsselszene des Und das Leben geht weiter basierte. Diese drei Filme, die aufgrund des gemeinsamen Ortes oft von Kritikern „Die Koker-Trilogie“ genannt und als die herausragendsten Werke von Kiarostami betrachtet werden, sind in Iran noch weit bekannt, und ihre Auswirkung ist im gesamten iranischen Kino spürbar.

Einer der Höhepunkte des Und das Leben geht weiter, fast genau in der Mitte des Films ist, wenn der Hauptfigur in einem zerstörten Dorf anhält, und langsam die Überreste der Häuser betrachtet, die noch in Ruinen schön sind, mit den grünen Bergen von Gilan im Hintergrund. Auf einer Veranda, die intakt geblieben war, sieht er lange auf diese Reproduktion von Kamal-ol-Molk, die fast in der Mitte durch einen riesigen, von der Ober- zur Unterseite der Wand laufenden Riss geschnitten wurde, aber der alte Mann trotzdem setzt das Rauchen so friedlich fort, als ob nichts geschehen wäre. Die Schönheit und Kraft dieser Sczene bietet einen Schüssel zum ganzen Film. Es ist kein Zufall, dass dieses Bild auf dem Plakat des Films gewählt wurde, das nach zwanzig Jahren immer noch in vielen Clubs und Buchhandlungen gesehen werden kann. Ich habe es in einem CD-Shop auf der Vali-Asr Avenue fotografiert.



Es ist deshalb überraschend dass während das Bild eine so wichtige Rolle in der visuellen Kultur des modernen Irans spielt, und wen auch immer man fragt, findet es für das beste Gemälde von Kamal-ol-Molk, trotzdem werden wir es in keinem Album oder Website des Meisters finden. Man muss lange auf der persischen Web suchen, bis man jene kleine Geschichte findet, die in verschiedenen Seiten unterschiedlich lautet:

„Um 1940 gingen zwei Fotografen ins Dorf von Maragh neben Kashan, um Fotos von der Atmosphäre der Landschaft, diei Leute, und das Mausoleum von Baba Afzal zu machen. Sie hatten Mittagessen im Teehaus des Dorfes, wo ein alter Mann, der gerade sein bescheidenes Mittagessen bendet hatte, seine Pfeife anzündete. Sie haben es auch aufgenommen, und kehrten nach Teheran zurück. Erst nach der Entwicklung der Foto entdeckten sie, wie schön es war, und sie legten es an die Wand des Ateliers.
Nicht lange demnach besuchte der Besitzer des Laleh Cafés das Studio, um sich fotografieren zu lassen. Er sah an der Wand das Bild des alten Mannes mit der Pfeife, der Tee und dem Rest des Mittagessens auf dem Tisch. Er mochte es, kaufte es, und hängte es an der Wand seines Kaffeehauses.
Das Foto hing an der Wand für Jahre, bis eines Tages ein Maler kam ein, um eine Tasse Kaffee zu trinken und eine Zigarette zu rauchen. Er mochte das Foto, und verewigte es in Malerei.
Es dauerte nur ein paar Jahre, und das Gemälde wurde im ganzen Land auf Bilder, Plakaten und Ladenschildern, an den Wänden der Teehäuser, Cafés und Restaurants kopiert, in jeder Stadt, und entlang der Straßen…“


Die Geschichte wurde ebenso deutlich folklorisiert, wie das Bild. Das Laleh – Tulip – Café, das berühmte Kaffeehaus der vorrevolutionären Teheran ist längst geschlossen, so dass wir nie erfahren werden, wie das ursprüngliche Foto aussah, das so attraktiv für den Maler war, dass er es in ein Gemälde im Stil Kamal-ol-Molks umwandelte, und selbst die Signatur des Meisters auflegte. Oder doch?


Dieses Foto wurde 1907 von den Brüdern Lumière durch den von ihnen im gleichen Jahr patentierten Autochromprozess gemacht. Es ist offensichtlich, dass dieser Pfeife rauchende und Wein trinkende alter Pariser Mann musste das Modell des „iranisierten“ Gemälde sein.

Das heißt, das beste Gemälde von Kamal-ol-Molk, des nationalen Malers ist nicht seine eigene Arbeit, und nicth einmal eine individuelle Arbeit, sondern eine kollektive Schöpfung. Es hat noch nicht einmal ein authentisches Original, und deswegen konnte es in so viele Versionen folklorisiert und adaptiert werden. Seine Geburt bedankt es der Rezeption euuropäischer Modelle und ihrer Anpassung an persischen Mustern, und seine Popularität der Tatsache, dass es als ein anonymes Werk und ein kollektives Symbol in der Schlüsselszene eines der wichtigsten Filme über iranischen Schicksalfragen erscheint. All dies zusammen macht es wahrlich iranisch, ein Werk solches Styls und Bedeutung, dass wenn Kamal-ol-Molk es gesehen hätte, würde er es sicher mit seiner eigenen Unterschrift authentifizieren.

Die Geschichte könnte hier enden, das Rätsel wurde gelöst. Aber glücklicherweise schafft jedes gelöste Rätsel ein zu lösendes Neues. Die Konstellation der Pfeife, des Weines und des alten Mannes mit einem großen weißen Bart hetzt unser visuelles Gedächntis. An was erinnert es uns? Das ist es! Jenes früher präsentierte visuelles Parallel, wobei die beiden alten Herren in József Rippl-Rónais Mein Vater und Herr Piacsek beim Rotwein (1907) genau in dergleichen Pose sitzen, wie die beiden alten galizischen Juden auf Alter Kacyznes Foto zwanzig Jahre später. Das Foto der Brüder Lumière, obwohl es aus demselben Jahr ist wie Rippl-Rónais Gemälde, ist eindeutig kein Modell der späteren Bilder. Dennoch scheint seiner Figur die Rolle der beiden alten Männer auf einmal durchführen: seine Pose ist desjenigen auf der linken Seite ähnlich, während seine Pfeife an denjenigen auf der rechten Seite erinnert. Und wenn man will, kann man in die ungarisch-jüdisch-französisch-persische Gesellschaft auch eine spätere (1946) Skizze von Kamal-ol-Molk einführen, wo ein alter bärtiger Mann in der Pose der Figur auf der linken Seite liest. Sind diese bloße visuelle Zufälle? Oder ein unbewusstes bildliches Topos, eine ikonologische Formel der Periode? Und das Rätsel geht weiter.

József Rippl-Rónai: Mein Vater und Herr Piacsek beim Rotwein, 1907

„Byale (Biała Podlaska, in der Provinz Lublin), 1926. Vater und Sohn. Um sich vor dem Bösen
zu schützen, will Leiser Bawół, der Schmied nicht sagen, wie alt er ist, aber er muss wohl
über hundert sein. Jetzt setzt sein Sohn das Schmieden fort, und der alte Mann ist ein
Arzt geworden. Er heilt gebrochene Arme und Beine.“ Foto von Alter Kacyzne



Abraham Ganz am Hindukush

Широка страна моя родная, ein weites Land ist Russland, es hat Platz für alle Völker. Wie Araz im gestrigen Post die aserbaidschanischen Fotos aus Prokudin-Gorskis russischem Reichsprojekt auswählte, so habe ich auch überprüft und gefunden mindestens zwei Fotos mit ungarischer Beziehungen unter den 1902 digitalisierten Farbbilder der Library of Congress.

Eine Suche nach „Ungarn“ in der Datenbank gibt ein einziges Foto. Sein ursprünglicher Titel ist nicht erhalten, aber auf Anraten des Elektroingenieurs Paul Cooper, und des ausländischen militärischen Experten Martin Chadzynski versahen es die Bibliothekare mit dem Titel „In Budapest, Ungarn gefertigter Generator in der Maschinenhalle eines Wasserkraftwerks in Iolotan, auf dem Fluss Murghab (zwischen 1905 und 1915)“.


Dieses Foto im Katalog der Library of Congress ist das Ergebnis der automatischen Rekonstruktion aus von Blaise Agüeras y Arcas. Die andere Version ist die handgefertigte Rekonstruktion von Walter Frankhausen aus 2001.


Das Wasserkraftwerk Hindukush von Iolotan wurde 1909 auf dem Fluss Murghab in Transkaspien (Закаспийская область), das heisst, im Südosten der modernen Turkmenistan gebaut. 1887 hat Zar Alexander III von den turkmenischen Stämmen hier, in der Nähe der antiken Stadt von Merv (heute ein Weltkulturerbe) ein riesiges Wüstenland gekauft, um dort dan modernen Nachfolger der legendären fruchtbaren Oase Merv zu schaffen. Durch der Einsiedlulng von hohol – ukrainischen – Siedlers in die Zarengüter hat man eine riesige moderne Modellwirtschaft, eine Art von Technopolis gegründet, mit extensiver Bewässerung, florierende Baumwollverarbeitung, und anderen Industrien. Das Kraftwerk Hindukush, das mit ihrer Produktion von 1350 kW das Wasserkraftwerk mit der höchsten Leistung des zaristischen Russlands war, wurde gebaut, um die Gegend mit Strom zu versorgen. (Zum Vergleich: im Jahr 1917 betrug die Gesamtleistung der vielen Tausenden von Wasserkraftwerken in Russland 19 MW.)

Das Kraftwerk Hindukush auf einer Postkarte vom 24. Januar 1911. Aus der Serie „Ansichten Turkestans“

Prokudin-Gorski besuchte die Region zweimal, zuerst in 1906-1907, dann 1911. Aus Bezirk Merv haben wir 68 seine Fotos: neben den Ruinen der antiken Stadt Merv und den ethnographischen Bildern turkmenischer Hirten finden wir vor allem Bilder der Baumwollfelder und Baumwollfabriken, sowie des Wasserkraftwerks. Dieses letzteres, das er offensichtlich nur auf der Expedition von 1911 fotografieren könnte, wird von sechs Fotos in der Library of Congress vertreten. Da das Registrierungalbum, das nach der Expedition zusammengesetzt wurde, ist nicht überliefert, enthielt der Katalog keine Information über die Lage der meisten Fotos. Sie wurden vom internationalen Projekt „The Legacy of Prokudin-Gorsky“ identifiziert.

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Damals war in Ungarn nur die Ganz Werke in der Lage, einen so leistungfähigen Generator herzustellen. Das Unternehmen wurde 1845 vom schweizerischen Abraham Ganz als Eisengießerei und Maschinenfabrik gegründet, dessen ursprüngliches Gebäude in Buda seit 1964 als ein Museum funkzioniert. 1869 hat sein Nachfolger András Mechwart das Unternehmen mit einer Elektroabteilung erweitert, und machte es zu einer weltberühmten Firma, und einer der größten Unternehmensgruppe der österreich-ungarischen Monarchie. Die Ganz und Co. Danubius Elektrische, Maschinen-, Wagen- und Schiff-Fabrik GmbH lieferte Maschinen in der ganzen Europa und Asien. In Odessa habe ich selbst die von ihnen hergestellten alten Schiffskrane gesehen. Nach dem Krieg wurde es verstaatlicht, und 1959 mit dem benachbarten Lokomotiven- und Wagenfabrik unter dem Namen Ganz-MÁVAG. In meiner Kindheit war dieser bezirkgroße Gebäudeblock in Kőbánya, am Industriestadtrand von Budapest eine Stadt in der Stadt, die einem erheblichen Anzahl der einheimischen Arbeiter Arbeitsplätze gab. Wir haben bereits den Gesang über Lenin von ihrem Chor und Orchester zitiert. Dann mit der politischen Wende von 1989 wurde das Unternehmen stillgelegt und im Namen der sogenannte Privatisation verschleudert, an der ich als Dolmetscher für italienische Investoren auch teilnahm. Seitdem funkzioniert der Gebäudeblock als der größte chinesische Markt Europas. Sein wertvollster Teil ist das kleine chinesische Lokal, das ich nach so vielen Jahren immer noch für eines der besten chinesen Restauranten in Budapest halte.

Das Wasserkraftwerk Hindukush von Joloten wurde jedoch nicht durch der politischen Wende erschüttert. Es arbeitet kontinuierlich seit mehr als einem Jahrhundert mit der Originalausstattung, über die tinmekun im Jahr 2011, genau ein Jahrhundert nach den Fotos Prokudin-Gorskis auf yandex.ru eine Fotoserie veröffentlichte. Es ist klar, dass im Maschinenhalle nichts geändert wurde. Die gleichen Bodenfliesen, die gleiche Aufteilung der Fenster, die gleichen Maschinen, das gleiche grelle Licht auf dem Boden. Und auch der Messingtafel hat die gleiche Aufschrift, wie vor hundert Jahren.




Ганцовская электр[отехническая] комп[анія] въ Будапештѣ – Ganz Elektrotechnische Werke, Budapest

Übrigens war der Import der modernsten westlichen Ausrüstung keine seltene Sache im zaristischen Russland. Auf einem anderen Foto von Prokudin-Gorski sehen wir eine Sägemaschine in der Tischlerei der Eisenhütte von Zlatoust, die nach seinem Messingtafel in Berlin-Reinickendorf hergestellt wurde, nur einige S-Bahn-Haltestellen von wo ich jetzt dies schreibe. Die Fabrik von Reinickendorf existiert noch. Ich bin neugierig, ob auch die von Zlatoust vorhanden ist, mit der Maschine innen.



Über das andere Foto Prokudin-Gorskis mit ungarischer Beziehungen werden wir in einem nächsten Post schreiben.

Allah sei dir gnädig, Prokudin-Gorski

Einige unserer Besserwisser-Landsleute würden bei dem Wunsch „Allah rəhmət eləsin“ wahrscheinlich beeilen zu sagen, dass er, als nicht-muslimisch, kein rəhmət gewinnen könne. Als aber dieser Ausdruck in unserer Sprache aus der arabischen Grabinschrift-Formel „رحمة الله عليه“, das heisst, „Möge Allah ihm barmherzig sein“ kommt, der Wunsch hat bereits seinen Ziel erreicht, den All-Hörenden und All-Sehenden, den Gnädigsten und Barmherzigsten, so gibt es keinen Platz für weitere unnötige Worte.

Auch Mirza Jalil begann seine Novelle „Qurbanəli bəy von 1907 mit dem Motto „Qoqol, Allah sənə rəhmət eləsin“ das heisst, „Gogol, möge Allah dir gnädig sein“. Die kritische und satirische Schriften des klassischen Autors der russischen Literatur, Nikolai Wassiljewitsch Gogol (1809-1852) hatten einen großen Einfluss auf das Werk von Jalil Mammadguluzade (1869-1932), und sie trugen zum Geburt der „Molla Nəsrəddin“ Literaturschule bei.

Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski (1863-1944) gilt als einer der Pioniere der Farbfotografie. Der Grund, warum wir ihm „rəhmət“ wünschen ist, dass er der Schöpfer des wahrscheinlich ersten bekannten Farbfotos von Aserbaidschan und Aserbaidschaner war.

Wer war Prokudin-Gorski?

Es ist interessant, dass die Familie Prokudin-Gorski vom tatarischen Großherzog Murza Musa (1350-?) stammt, der zusammen mit seinen Söhnen von der Goldenen Horde zum Herzogtum von Moskau übertrat, und das orthodoxe Christentum und den Namen Pjotr aufnahm. Also der Halbmond und Stern auf dem Wappen der Familie ist ein Verweis auf die tatarischen Wurzeln, während die symbolische Darstellung eines Flusses auf den Neprjadwa, ein Nebenfluss des Dons, und auf die Teilnahme an der Schlacht von Kulikowo von 1380. In diesem Schlacht, der mit dem Sieg des Großherzogs Dmitrijs (1350-1389) über die Armee von Mamaj Khan (1335-1381) endete, verlor Pjotr alle seine Söhne. Herzog Dmitrij, der sich von diesem Schlacht den Beinamen Donskoj gewonnen hatte, gab Pjotr die Prinzessin Mariya aus Rurik-Dynastie zu Weib, und verlieh im das Land genannt Gora („Berg“ auf Russisch). So hat die Familie Gorski mit Pjotr Gorski begonnen, während sein Enkel Prokopij Alfjorowitsch (1420-1450) den Spitznamen Prokuda („übermütig“ auf Russisch) erhielt, so dass seine Nachkommen Prokudin-Gorski genannt wurden.

Aus der Kurzbiografie Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorskis ist es deutlich, dass er bis 1890, als er 27 war, sehr verschiedene Studien gemacht hat. Von 1883 bis 1886 studierte er im Alexander-Lyzeum, 1886-88 besuchte er naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Fakultät für Physik und Mathematik der Universität Sankt Petersburg, 1888-90 war er Student an der kaiserlichen Militär-Medizinischen Akademie, nahm Teil an Malkursen an der Kaiserlichen Akademie der Künste, hatte ein ernsthaftes Interesse an der Geige, aber er hat nie seine formale Ausbildung in diesen Orten abgeschlossen. An der Universität Sankt Petersburg gehörte der berühmte Wissenschaftler Dmitrij Mendelejew (1834-1907) zu seinen Professoren, und er hat sein Interesse für die Chemie und Fotografie gerufen.

An dem Skuritskhali-Fluss. Selbstbildnis. Studie an Orta-Batum. 1912. Quelle: The Library of Congress.

Prokudin-Gorski wurde Mitglie der Abteilung der Technologie der Chemie, und später derjenigen der Fotografie der Kaiserlichen Russischen Technischen Gesellschaft, wo er von 1897 an Vorträge über seine fotografischen Experimenten hielt. 1901 eröffnete er seinen „fotozinkographischen und fototechnischen Studio“ in Petersburg. Im Jahr 1902, während seiner Reise in Deutschland studierte er bei den führenden Forschern der Farbfotografie, vor allem Adolf Miethe (1862-1927), und erwarb die modernste technische Ausstattung. Das erste Farbfoto war 1861 demonstriert geworden. Das dort angebrachte Prinzip der „Farbtrennung“ schlug vor, dasselbe Foto mit roten, grünen und blauen Filtern aufzunehmen, und während der Demonstration dieselbe Bilder durch den entsprechenden Filtern übereinander zu projizieren. Eines der Hauptprobleme war die Entwicklung von Fotoemulsionen, die eine korrekte Wiedergabe der Farben ermöglichten, und Prokudin-Gorski hat einen bedeutsamen Beitrag zur Forschung auf diesem Gebiet geleistet.

Prokudin-Gorskis Dreifarbenprojektor, und der Vorgang der Projektion. Viktor Minatschins Figur aus der Ausstellung The World of 1900-1917 In Color.

In den folgenden Jahren veranstaltete er Fabfoto-Projektionen, reiste zu den verschiedenen Regionen des russischen Reiches für Fotoaufnahme, und organisierte den Ausgabe von Farbpostkarten in seinem Studio. Sein Ruhm war noch mehr befestigt dadurch, dass er 1908 das Farbfoto des 80-jährigen lebenden Klassikers der russischen Literatur Lew Tolstoi (1828-1910) fertigte. Er wurde oft zu Empfängen der russischen High Society eingeladen, um seine Farbfoto-Projektionen aufzuführen.


„Lieber Lew Nikolajevitsch,
Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich die Gelegenheit, eine farbfotografische Platte zu entwickeln, die jemand, dessen Namen ich vergessen habe, von Ihnen gemacht hat. Das Ergebnis war extrem schlecht, da es scheint, dass der Fotograf nicht gut mit seiner Aufgabe vertraut war.
Fotografie in natürlichen Farben ist meine Spezialität, und es ist möglich, dass Sie vielleicht durch Zufall meinen Namen in der Presse gelesen haben. Nach vielen Jahren der Arbeit bin ich jetzt in der Lage, ausgezeichnete Wiedergabe von Bildern in Echtfarben zu leisten. Meine Farbdiaprojektionen sind so in Europa als in Russland bekannt.
Jetzt, als der Prozess der Fotoaufnahme mit meiner Methode und meiner Platten nur ein bis drei Sekunden erfordert, bitte ich um Ihre Erlaubnis, damit ich für einen oder zwei Tage Sie besuche (unter Berücksichtigung Ihrer Gesundheitszustand sowie des Wetters), und mehrere Farbbilder von Ihnen und Ihrer Gattin aufnehme…
Es scheint mir, dass ich durch die Wiedergabe Ihres Bildes in Echtfarbe einen Dienst für die ganze Welt leisten werde. Diese Bilder sind ewige – sie ändern sich nicht. Keine gemalte Wiedergabe kann solche Ergebnisse erzielen.

Sergei Mikhailovich Prokudin-Gorski“

„Dorffriedhof“. Farbpostkarte aus dem Studio Prokudin-Gorskis, Poststempel 19. Januar 1907. Quelle: Library of Congress


Eine Sonderdemonstration für Zar Nikolaus II und seine Familie in Mai 1909 gab einen großen Anstoß der kreativen Arbeit des Forschers. Durch die Farbbilder erstaunt, stellte der Zar an Sergei Michailowitsch zur Verfügung alle Transportkosten und Berechtigungen, die zur Dokumentation in natürlichen Farben aller Sehenswürdigkeiten in Russland nötig waren. Nach ein paar Wochen begann Prokudin-Gorski seine erste Expedition. Er plante, in zehn Jahren zehntausend Fotos zu bereiten. Trotz finanzieller Schwierigkeiten, Weltkrieg und Revolutionen gesammelte Sergei Michailowitsch ein wertvolles fotografisches Material auf seinen Reisen nach verschiedenen Provinzen, darunter mehrmals nach Turkestan und den Kaukasus, während er auch mit Farbfilm experimentierte. 1917 wurde der Romanow-Dynastie gestürtzt, und bald kam die bolschewistische Revolution. Bis dann gab es bereits etwa 3500 Fotos in Prokudin-Gorskis einzigartige Sammlung.

Prokudin-Gorski auf einer Draisine außerhalb Petrozavodsk, auf der Murmanbahn, 1915. Quelle: Library of Congress

Bei der ersten Gelegenheit emigrierte Prokudin-Gorski aus Sowjetrussland. 1918 wurde er auf einer Mission nach Norwegen geschickt, und er kam nie wieder zurück. Später lebte er in England, und von 1921 bis seinem Tod im Jahr 1944 in Frankreich. Interessanterweise konnte er Erlaubnis erhalten, einen Teil seiner Sammlung, umgefähr 2300 Negative nach Frankreich mitzunehmen. Mehr als 1200 Negative und 1000 Farbdias blieben in Sowjetrussia, und ca. 400 in Frankreich gespeicherten Negative gangen verloren. 1948 kaufte die US Library of Congress von den Söhnen Prokudin-Gorskis all, was aus der Sammlung geblieben wurde. Die derzeit in der Bibliothek aufbewahrte Sammlung besteht hauptsächlich aus den dreifachen Negativen von 1902 Fotos. Darüber hinaus enthalten 14 Registrierungalben die kleinen Schwarz-Weiß-Kopien dieser Fotos mit Erklärungen.

Diese wertvollen historischen Dokumente waren für die breite Öffentlichkeit für viele Jahre unbekannt. 2000 wurde die Sammlung digitalisiert, und für den offenen Zugang auf der Website der Library of Congress veröffentlicht.

Instagram Aserbaidschan, 1912

Die Prokudin-Gorski-Sammlung hat Dutzende von Fotos über Aserbaidschan. Von den Erklärungen unter den kleinen schwarzen und weißen „Thumbnail“-Bilder der Registrierungalben mit dem titel „Views in the Caucasus and Black Sea area“ kann man erfahren, wo sie aufgenommen wurden, und was sie darstellen.

Seite 33 des Albums „Views in the Caucasus and Black Sea area“. Quelle: The Library of Congress.

Die meisten Bilder wurden 1912 auf der Mughan-Steppe aufgenommen, und sie sind auf Seiten 33 bis 38 des Albums mit 44 Seiten registriert. Die Reihe beginnt mit dem Foto „Река Араксъ у Саатлы. Мугань“, das heisst, „Der Araz-Fluss in der Nähe von Saatly. Mughan“, und stellt vor allem Baumwollanbau rund Nikolajewsk, Grafovka und Petropavlovsk (seit 1931 Sabirabad) dar, wo ukrainische Bauer aus Charkow angesiedelt wurden. Übrigens hat 1899 auch der Gründer der aserbaidschanischen Presse, der bedeutende Intellektuelle Hasan Bey Zardabi (1837-1907) diese Siedlungen in seiner Artikel in der Zeitung „Kaspi“ erwähnt.

Seite 38 des Albums „Views in the Caucasus and Black Sea area“. Quelle: The Library of Congress.

Nur wenige dieser Fotos stellen Leute dar. Das Bild mit dem Titel „Персидские татары. Саатлы. Мугань“, das heisst, „Persische Tataren. Saatly. Mughan“ gilt wahrscheinlich als das erste Farbfoto von Aserbaidschanern. Während für viele von uns die Farbfotos in unseren Hausalben erst in den 1980er Jahren erschienen, hatten diese beiden Männer ihr Farbbild bereits am Anfang des Jahrhunderts machen lassen. Obwohl sie scheinen über diesem historischen Moment nicht besonders begeistert zu sein. Wahrscheinlich hatten sie auch keine Möglichkeit, ihr Farbfoto zu sehen. Wenn die Library of Congress diese einzigartige Sammlung nicht digitalisiert und nicht für den offenen Zugang im Internet veröffentlicht hätte, wahrscheinlich würden wir die auch nicht haben.

Das rekonstruierte Farbbild des Fotos „Persische Tataren. Saatly. Mughan“ (links) und die digitale Datei des dreifachen Negativs (rechts, von oben nach unten – die Bilder für den blauen, grünen und roten Filter). Quelle: The Library of Congress.

Ich habe diese Bild im Jahre 2010 gesehen, als ich in Amerika war und in der Website der Library of Congress in der Prokudin-Gorski-Sammlung suchte. Der Suche nach dem Wort „Aserbaidschan“ hat damals nur wenige Bilder ergeben. 2001 bestellte die Library of Congress die Rekonstruktion von 122 Bilder vom Fotografen Walter Frankhauser für die Ausstellung mit dem Titel „The Empire That Was Russia“. Die Rekonstruktion der Farbbilder aufgrund der 2000 gescannten hochauflösenden digitalen Dataien der erhaltenen dreifachen Negativen ist alles andere als eine triviale Aufgabe.

Prokudin-Gorski machte drei separate Bilder in verschiedenen Farben für jedes Foto. Während der Zeit zwischen den Aufnahmen konnten sich so die Negative als die fotografierte Subjekte bewegen. Die verschiedene physikalische Defekte in den Glasnegativplatten schaffen auch Schwierigkeiten für die Rekonstruktion. Das obige Foto, das Prokudin-Gorski an dem Flussufer darstellt, ist eines der Bilder, die von Frankhausen rekonstruiert wurden. Nur eines der in Aserbaidschan aufgenommenen Bilder – das Foto mit dem Titel „Mughan. Die Familie eines Siedlers. Siedlung Grafovka“ wurde für die Ausstellung rekonstruiert.

Später, im Jahre 2004 beauftragte die Library of Congress Blaise Agüera y Arcas mit der automatisierten Wiederherstellung und Rekonstruktion aller Farbfotos. Arcas, ein prominenter Professional von Computergrafik war 2013 in den Nachrichten, als er nach sieben Jahren in führenden Positionen bei Microsoft einen Job bei Google angenommen hat. Nach ihrem Bericht wurde beim zur Rekonstruktion der Bilder entwickelten Software neben der „starren Ausrichtung“ der drei Negativen auch die „Warpfield-Ausrichtung“ angewendet, die durch das abweichenden Verformen verschiedener Teilen der Negative einen besseren Ergebnis gibt.

Es ist daher überraschend, dass auf dem in der Online-Datenbank der Library of Congress gespeicherten rekonstruierten Foto der „persischen Tataren“ ein Geisterbild deutlich sichtbar ist, offensichtlich weil die Negative nicht gut ausgerichtet wurden. Dies ist besonders deutlich auf dem Gesicht des Persons auf der rechten Seite. Als aber das Foto in der prallen Sonne aufgenommen wurde, mussten die Belichtungszeit zwischen den Aufnahmen und damit die Unterschiede zwischen den drei Bildern gering sein, und es gibt auch keine ernsthafte Defekten auf den Negativen.

Meine übliche Faulheit aufgebend öffnete ich die dreifache Negativ in Photoshop, schneidete die entsprechenden Teile, und fügte sie in den roten, grünen und blauen Farbkanal einer neuen Datei ein. Nur durch Verschieben der Bilder nach oben und unten oder rechts und links richtete ich sie aus, obwohl für ein ideales Ergebnis hätten sie auch geringfügig gedreht geworden. Aber das daraus resultierende Bild war trotzdem befriedigend. Ich habe die Bilder in den roten und grünen Kanalen ein wenig abgedunkelt, und das Ergebnis ist unten zu besichtigen.

Ein Fragment des rekonstruierten Fotos „Persische Tataren“. Links: die Version der Library of Congress. Mitte: meine Version. Rechts: die von V. Ratnikov rekonstruierte Veersion.

Später erfuhr ich, dass viele verschiedene Projekte, die das Erbe von Prokudin-Gorski forschen, haben die Fotos rekonstruiert und im Internet veröffentlicht. Aber vorher musste ich eine kleine Ungenauigkeit im Katalog der Library of Congress beseitigen.

Forscher A. Yusubov

Die Titel für die Bilder im Katalog der Library of Congress wurden aus dem Inschriften unter den entsprechenden Schwarz-Weiß-Miniaturbilder der Registrierungalben genommen. Diese Alben waren von Prokudin-Gorski und seinen Assistenten sehr wahrscheinlich lange nach den tatsächlichen Aufnahmen zusammengestelt geworden, da die Titel gelegentlich nicht zu den Bildern passen, oder die zeitliche Reihenfolge brechen.

Schwarz-Weiß-Bild des Fotos mit einem falschen Titel auf Seite 32 des Albums „Views in the Caucasus and Black Sea area“ (links) und das Bild des Shirvanshah-Palastes auf der alten Note von zehntausend Manat, die einfach als „Shirvan“ bekannt war (rechts). Quelle: The Library of Congress und BanknoteIndex.com.

Wahrscheinlich würde irgendein Aserbaidschaner bezeugen, dass das Bild oben die Moschee des Shirvanshah-Palastes darstellt, aber das Bild wurde im Registrierungalbum unter den Fotos von Tiflis gelegt, und fälschlicherweise als „Мечеть въ Азiатской части Тифлиса“, das heisst, „Eine Moschee im asiatischen Teil von Tiflis“ erklärt. Jedoch im Online-Katalog wurde der Titel schon korrigiert, mit der Anmerkung: „Corrected title information provided by Dmitry Vorona, 2013“.

Leider hat kein Farbnegativ dieses Foto fortbestanden, aber es mindestens bezeigt, dass Prokudin-Gorski auch in Baku fotografiert hat. Als ich das Kaukasus-Album im Online-Katalog durchlaufte, auf Seite 39 sah ich ein Foto des Palastes der Philharmonie, der allen Bewohnern von Baku vertraut ist. Es stellte sich aber heraus, dass es im Album keine Erklärung zu diesem Bild gab, und der Titel eines anderen Fotos mit diesem ausgerichtet war, deshalb wurde es als „Mechet’ w Wladikawkaze“ (Moschee in Wladikawkas) registriert.

Das rekonstruierte Farbbild des Foto des Palastes der Philharmonie (links) und der digitale Datei des dreifachen Negativs (rechts). Quelle: The Library of Congress.

Ich schickte sofort die folgende Meldung vom 25. März 2015 über das Online-Formular an den Katalog der Bibliothek:

There is no original title for the photo in Prokudin-Gorskii’s album, but the title was wrongly assigned apparently because of proximity to another photo of the Mosque in Vladikavkaz. 

This is in fact totally different building in a different city – Baku. Look at the rare aerial photo of 1918 Baku. The Summer Centre for Public Gatherings at the bottom right corner, opened in 1912 as a club for wealthy Baku elite, was architecturally inspired by l’Opéra de Monte-Carlo, and now houses the Azerbaijan State Philharmonic Hall named after Muslum Magomayev (1885-1937) – famous Azerbaijani and Soviet composer and conductor (see here). See here the modern look of the building.

Und einen Tag später erhielt ich die Antwort per E-Mail:

Dear Araz Yusubov: Thank you for your email about the caption for the image by Prokudin-Gorskii (item LC-P87-7277). You are correct that there is no title for the image in the album (LOT 10336) and that the title in the catalog record appears to be have assigned because it was close to the image of the mosque. The mosque is clearly not the same building as depicted in LC-P87-7277.

The building shown in LC-P87-7277 does look like the former Summer Centre for Public Gatherings in Baku, Azerbaijan which is shown in the aerial photo which you sent us. I have updated our database to incorporate your new information. The change should be in the online catalog within a few weeks.


Thank you very much for helping us correct and improve the information for this image in our catalog.
 

Best wishes,
Arden Alexander
Cataloger
Prints and Photographs Division Library of Congress


So ist jetzt der Titel dieses Fotos im Katalog der Library of Congress „The Summer Centre for Public Gatherings, Baku, Azerbaijan“. Und es hat auch eine kleine Anmerkung: „Title devised by Library staff. (Source: researcher A. Yusubov, 2015)“.

Weitere interessante Links

„Цвет нации“ („Farbe der Nation“). Ein Dokumentarfilm Leonid Parfjonovs von 2014 zum 150. Geburtstag Prokudin-Gorskis (auf Russisch): https://www.youtube.com/watch?v=Qx0TbbRC5RE

Viele Titel wurden korrigiert im Katalog der rekonstruierten Farbfotos auf der Website des internationalen Forschungsprojekts „The Legacy of S.M. Prokudin-Gorsky“: http://prokudin-gorsky.org/

Die Farbfotos rekonstruiert als Teil des Projekts „The Russian Empire in color photos“ der belorussischen orthodoxen Kirche: http://veinik.by/

Die Farbfotos rekonstruiert durch die Laboratorie der digitalen Technologien für Wiederherstellung der Russischen Akademie der Wissenschaften und dem „Restavrator-M“ Zentrum: http://www.prokudin-gorsky.ru/English/index.shtml

Prokudin-Gorski: Selbstbildnis. Studie am Kiwatsch-Wasserfall. Unten: eine Auswahl aus der Prokudin-Gorski-Sammlung, in der ersten Linie aus den Bildern, die im Internet seltener öffentlicht werden

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Dagestan, Dorf Arakani