Fotograf hinter dem Barpult

„Bist du Fotograf?“ fragt mich der große, dünne Mann, als er mich auf Chahar Bagh Straße einholt, auf dem Weg zum Basar von Isfahan. „Nein, ich mache nur Fotos.“ „Jeder beginnt so.“ Er starrt fachmännisch an die Kamera. „Ich habe die gleiche, aber ein Nummer früher.“ „Bist du Fotograf?“ „Ja, ein Pressefotograf, vor allem für iranische Zeitungen, aber ich habe bereits auch in Spiegel und National Geographic veröffentlicht.“ „Wirst du mir deine Fotos zeigen?“ „Gerne. Ich habe ein Café hier im Basar, ich lade dich zu einen Kaffee ein.“


Hassan Ghayedis Ein-Mann-Café ist das einzige Café im Basar, der eine Stadt in der Stadt von Isfahan ist. Im durch das Embargo betroffenen Iran kann man fast nirgends Kaffee kaufen, aber im kleinen Laden Hassans kann man aus den besten Typen wählen. Heimlich bekomme ich als Nicht-Muslim eine Tasse, das Ramadan-Fasten ist noch nicht abgelaufen.

„Die größten iranischen Fotografen? Nun, Cartier-Bresson. Und Ingo Morath. Sie wußten schon alles über Iran. Wie sie die Menschen sehen, die iranische Landschaft. Das ist der Maßstab auch für uns.“

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Iranische Fotos von Henri Cartier-Bresson, 1950

„Ich erwuchs in der Bergregion von Lorestan, in der Nähe der irakischen Grenze. Mein Vater arbeitete in Katar, und er schickte eine Kamera meiner Schwester. Ich habe mit ihr eine Rolle fotografiert. Mein erstes Bild war eine Bergtulpe, dann die Familie. Als ich es entwickeln gelassen hatte, mein Chef, weil ich auch dort in einem Café begann, sagte dass er dieses erste Bild kaufen würde. Er hat einen guten Preis dafür bezahlt. Ein paar Tage später zeigte er mir, dass es sich in einer der beliebtesten iranischen Wochenzeitungen erschienen war, als ein ganzseitiges Bild, unter meinem Namen. Er sagte, ich sollte ein Fotograf werden. Er gebe mir eine freie Woche, um nach Teheran in den Club der Fotografen zu gehen, mich vorzustellen, um Rat zu bitten. So ist es begonnen.“

Er bittet um die Canon, macht ein Bild von den nächsten Verkäufern, lässt mich ein paar Bilder von sich selbst und seiner Frau machen, die inzwischen gekommen ist. Auch sie starrt fachmännisch an das Ergebnis. „Schönes, klares Bild.“ Es dämmert, das Ramadan-Fasten wird langsam zu Ende, Freunde sammeln sich vor dem Bar, alle kaffeehungrige Fotografen. Einer von ihnen nimmt eine Pose auf, zeigt auf sich selbst, er will, dass ich ihn aufnehme. Sie beugen über das Foto, kritisch gucken an das Ergebnis. Sie sind zufrieden. Sie alle nehmen eine Pose auf.

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„Was für eine Musik magst du?“ Er sinnt nach, seine Frau antwortet statt ihm. „Die persischen Meister. Shajarian. Dariush Rafee.“ Hassan nickt.

„Was fotografierst du am liebsten?“ „Ich würde gerne in fernen Ländern fotografieren, wenn das Café mich gehen lasste. Bis Abyaneh [50 km vom Basar] bin ich schon gelugen. Nach Sar Agha Seyyed [100 km] noch nicht. Du bist dort gewesen? Wirst du mir bitte deine Fotos zeigen? Wirst du sie für mich hochladen? Aber ich fotografiere meist hier in Isfahan, auf den Plätzen, in den Moscheen, auf der Brücke. Im Basar, die Verkäufer und die Besucher. Dies kenne ich, hier bin ich zu Hause.“



Hafez: Qatl-e in khasteh… Dariush Rafiʿee. Vom CD Golnâr (2006)
Fotos von Hassan Ghayedi. Viele Bilder sind nicht im Mosaik angezeigt, sie können nur durch das Klicken auf eine der Fliesen (logischerweise die erste), und das Scrollen durch die große Bilder gesehen werden.


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