Ostern in Lwiw



Die orthodoxe Kirche in Lemberg wurde zu Ehren der Dormitio der Jungfrau Maria (Uspeńska/Успенська) errichtet, aber in der Stadt ist sie als „die walachische Kirche“ (Wołoska/Волоська) bezeichnet, weil seine erste Version wurde zwischen 1547 und 1549 vom moldauischen Fürsten Alexandru Lăpușneanu finanziert. Nachdem sie 1571 niederbrannte, wurde sie von 1574 an in der vorliegenden Form von der religiösen Bruderschaft der orthodoxen Kaufleute der Stadt, die Uspenska Orthodoxe Bruderschaft wieder aufgebaut.

Die Bruderschaft, die auch die orthodoxe Druckerei und Schule der Stadt betätigte, wurde in der 1530er Jahren von den ruthenischen, griechischen und moldauischen Kaufleuten von Lwów gegründet, um sich besser einerseits gegen die Assimilationsversuche des Patriarchen von Moskau (die Kirche der späteren Ukraine war zu dieser Zeit von Moskau unabhängig, und direkt dem Patriarchen von Konstantinopel untergeordnet) und andererseits der Bestrebungen der polnischen katholischen Kirche zu verteidigen, die 1596 einen großen Teil der orthodoxen in eine von Rom abhängige griechisch-katholische Kirche konvertierte. Die Hauptschirmherr der Kirche war ebenfalls ein moldauischer Fürst, Ieremia Movilă, der Vater des Metropoliten von Kiew Petro Mohyla, der, als wir darüber schon geschrieben haben, sich um die Schaffung einer westlich gebildeten ruthenischen orthodoxen Kirche bemühte, und dessen einzigartige Experiment nur durch die Russifizierungsmaßnahmen von Peter der Großen unterbrochen wurden.

Es ist deshalb kein Wunder, dass sich die Erscheinung der Kirche vom russischen Kirchenmodell unterscheidet. Sein fünfundsechsig Meter hoch Glockenturm, der nach seinem Erbauer, der kretische Kaufmann Konstantinos Korniaktos als Korniakt-Turm genannt wurde, erinnert italienische Renaissance-Stadttürme, und auch seine Schnitzereien Renaissance-Muster folgen. Im Einklang mit den früheren Bestrebungen nach Unabhängigkeit gehört sie heute wieder der autonomen Ukrainischen Orthodoxen Kirche, die dreimal, 1921, 1942 und 1990 wiederaufstand, und die auf den Druck des Moskauer Patriarchats immer noch nicht von den anderen orthodoxen Kirchen anerkannt ist.

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Am Karfreitagsnachmittag ist das Grab des am Kreuz gestorbenen Christus, in den Seitenkapellen der orthodoxen und griechisch-katholischen Kirchen errichtet, und wird durch die ganze Nacht von den Gläubigen in langen Schlangen besucht. Am nächsten Tag gehen alle Familien der Stadt in ukrainischen Trachten zu Fuß ins Freilichtsmuseum der russinischen Holzkirchen, wo die Lebensmittel, die si in kleinen Körben mitbringen, von morgens bis abends gesegnet wird. Dieses gesegnete Essen wird am Sonntag Morgen, nach der Nacht der Auferstehungsmesse und Prozession von den Familien gegessen. Man kann gesegnete Kuchen und Eier sogar am Buffet des Hotels finden.


Segen der Lebensmittel im Freilichtsmuseum von Lemberg, 11. April 2015.


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Die Leute beginnt sich in der orthodoxen Kirche um halb zwölf zu versammeln. Sie verbreiten Teppiche auf den Steinboden, und verteilen die Prozessionsfahnen. Die Zeremonie beginnt kurz vor Mitternacht am heiligen Grab, wo der Schleier mit der Darstellung des toten Christus wird bald aufgehoben, und hinter der Ikonostase gebracht. Um Mitternacht verkünden sie inmitten großes Jubels die Auferstehung Christi, und eine Prozession läuft ab durch die Straßen von Lemberg. Wir kehren zum Haupteingang zurück, der nur einmal im Jahr – genau jetzt – geöffnet ist auf Antrag des Patriarchen, der die gute Nachricht bringt. Wir fahren zu Hause um ein Uhr, aber auf dem lokalen TV kann ich sehen, dass die Messe dauert bis vier Uhr morgens.


Orthodoxe Prozession und Auferstehungshymne, Lemberg, 11. April 2015.

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