Ich streife im Viertel des Heiligen Kastalius umher, das nur hundert Meter, aber auch mindestens hundert Jahre entfernt von den Palästen des Jugendstil-Prags liegt, als in der Straße der Schwestern der Barmherzigkeit, an der Rückwand des verlassenen und verfallenden mittelalterlichen Gemeindehauses erblicke ich eine sonderbare Verputz-Werbung.
Die Geister-Werbung popularisiert die Otta Seife. Sein Logo, der Krebs (in Tschechisch, rak) deutet darauf hin, dass das Unternehmen 1869 in Rakonitz/Rakovník von Joseph Otta gegründet wurde. Aber wann hat man sie hier gemalt? Die Zeitgrenze sind weit, als die Firma Otta, wenn auch verstaatlicht, wurde auch nach dem Krieg fortgeführt, bis in die 1990er Jahre, wenn sie von Procter & Gamble übernommen wurde.
Ich erforsche in der Bibliothek die Spuren einer verschwundenen Gasthauses von Prag, des Goldenen Engels von Smichow am anderen Ufer des Moldaus, als ich unter den alten Fotografien von Smichow plötzlich auf dieses Foto treffe, das amely a das Gebäude Štefánikova 9/55 darstellt:
Der angrenzende Nummer 10/53 wurde in den 1920er Jahren gebaut, und dann hat er die Feuerwand des Nummers 55 frei und werbungsfähig gelassen. Das Foto wurde 1935 aufgenommen. Werbungen ändern sich schnell, denn ihre Wirksamkeit fußt auf ihrer Neuheit. Daher kommt wahrscheinlich auch die Verputz-Werbung in der Straße der Schwestern der Barmherzigkeit aus dieser Zeit. Das heißt, sie hat Otta Seife für mindestens achtzig oder neunzig Jahre gewerbt, seit dem Ende der Assanierung der Altstadt, schon für die fünfte Generation. Die Zeit blieb wirklich stehen in der Ziegengasse.
Tábor, der Turm der Südböhmischen Industrie- und Militär-Ausstellung von 1929, von dem der Präsident der Republik mit Trompeten begrüßt wurde, von hier
„Ein Rätsel. Kinder, was ist das? Eine Figur? Nein! Es ist der Name «Otta», die Seife mit dem Krebs-Logo! Ausgezeichnet und gut für alles“
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