Benachbarte Völker, die einander von Herzen hassen, haben immer ein paar nette Namen für die anderen, in den sie ihre Verachtung und Abneigung eindichten. In russisch-ukrainischen Beziehungen solche ist das Paar, die in diesen Tagen besonders häufig sind in den Flames der ukrainischen und russischen Foren: Kacap und Hohol.
Das von den Russen zur Verspottung der Ukrainer verwendete хохол – ja, der große ukrainische Schriftsteller Nikolai Gogol [ausspricht Hohol] wurde auch so genannt – bedeutete ursprünglich die auf dem ansonsten komplett rasierten Kopf des Saporoschje-Kosakenkrieger belassene einzige, lange Haarsträhne. Die Kosaken waren natürlich nur eine unter den vielen südrussischen, ruthenischen, rusinischen und anderen ethnischen Gruppen mit radikal unterschiedlichen historischen Traditionen, die zu der ukrainischen Ethnogenese zugezogen waren. Dennoch, als dieser seit dem 17. Jahrhundert dokumentierte Spitzname für alle „kleinen Russen“ in der heutigen Ukraine genutzt war, ist er in der Tat der erste umfassende Ethnonym der sich seit Ende des 19. Jahrhunderts auskristallisierenden ukrainischen Nation. Vielleicht trägt das auch zur Tatsache bei, dass heute die Figur des wilden or lustigen Kosaken ein Maskottchen der ukrainischen Identität ist auch in solchen Regionen, wie Podolien oder Galizien, die nichts mit der Kosaken-Tradition zu tun haben, und wo die lokalen Ruthenen die Kosaken sogar als eine andere und verfeindete Volksgruppe betrachteten. Und vielleicht auch zur anderen Tatsache, dass es heute versucht wird, mit dem Bild der langen Haaren eine positive Meinung dem Namen Hohol und damit dem Image der ukrainischen Nation anzuschreiben.
„Ich bin XXL / Hohol. – Die ukrainischen Mädchen sind die schönsten!“
Die Herkunft des von den Ukrainen zur Verspottung der Russen verwendeten кацап ist dagegen schwer umstritten. Nach Wladimir Dals maßgebliches Großes Russisches Wörterbuch wurde es vom türkisch-tatarischen kasab, ʻMetzger’ in der Bedeutung von ʻKrieger, Soldat’ geliehen, und es kam zu den Ruthenen ebenfalls aus den Kosakengebieten über die Dnester.
Das etymologische Wörterbuch der ukrainischen Sprache (1985, II. 572.) aber ist nicht mit dieser Etymologie zufrieden:
“…очевидно, утворене від цап за допомогою специфічного компонента ка-, як жартівливе позначення людей, що носять довгі бороди (Фасмер II 213, Преобр. I 302, Bruckner 211), недостатньо обґрунтоване виведення (Крымский Укр. Гр. I 20, Яворницький 342) від тур. крим.-тат. аз. kassap «м'ясник», яке походить від ар. qaşşăb.”
„…offensichtlich von tsap, ʻZiegenbock’, mit dem Zusatz des Präfixes ka-, ʻwie’, als einer komische Bezug auf Menschen, die einen langen Bart tragen (Фасмер II 213, Преобр. I 302, Bruckner 211). Die Erklärung (Крымский Укр. Гр. I 20, Яворницький 342), die es auf das türkische und krimtatarische kassap ʻMetzger’ oder auf das arabische qaşşăb derselben Meinung zurückführt, ist nicht zufriedenstellend.“
Die Zehn Gebote der Tochter [im Heiratsalter]. Eine zehnteilige Postkartenserie von Hulak Vasil, 1918. Siebtes Gebot: Nie mit einem katsap in der Liebe fallen!
Obwohl die Quelle der Pejorativität ethnischer Spitznamen ist in den meisten Fällen die Tatsache, dass sie ausschließlich von den uns verachtenden Nationen verwendet werden, es ist doch nicht egal, was die Quelle des Spitzamens selbst ist. Man fühlt sich einfach besser, wenn man als ein gefährlicher Gegner verspottet wird. Und man fühlt sich einfach besser, wenn man sie als elende Ziegelböcke verspotten kann.
Protestaktion der ukrainischen Vereinigung Боротьба gegen die ethnischen Spitznamen
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