Der fruchtbare Punkt


Wenn man sich auf den Weg über den Berg nach Vișeu de Jos/Alsóvisó aus Izakonyha in Maramuresch macht – auf Yiddish קעכניא, auf Rumänisch Cuhea bis 1973, wenn Ceaușescu ihm den Namen des legendären mittelalterlichen Woiwode Bogdan, und das spätere Regime im Jahre 2008 auch seine Bronze-Denkmalgruppe gab –, und nach etwa sechs Kilometern, kurz vor Erreichen des Dorfes Bocicoel/Kisbocskó noch einmal vom Bergkamm zurücksieht, wird sich eine atemberaubende Aussicht vor seinen Augen entfalten. Mit tausend warmen Farben malt die goldene Stunde die durch Gebirgsbächen zergliederten Hänge, die nach und nach ins im Nebel schwimmende Tal des Iza hinabsteigen, und von dort sich wieder allmählich zu der nicht allzu fernen Bergkette der Țibleș erhöhen, die an fast regelmäßigen Abständen von den Gipfeln des Țibleș/Cibles (1839 m), Hudin/Hunyad (1615 m), Secului/Székelykő (1311) und, ganz rechts, des vor kurzem erwähnten Gutâi/Gutin (1443) gegliedert ist. Das Becken des Iza ist nur eine der vier großen Flusstäler – Vișeu/Visó, Iza, Mara/Mára, Sapânța/Szaplonca –, die zusammen Maramuresch bilden, aber diese Ansicht scheint die ganze Region in einer einzigartigen Art und Weise zusammenzufassen. Es ist daher kein Zufall, dass wir mit diesem im vergangenen Mai aufgenommen Foto die Ankündigung unserer ersten Maramuresch-Bukowina-Tour eingeführt haben.

Die vom Iza-Tal zum Bergkamm herauf- und von dort zum Vișeu/Visó-Tal herabschlängelnde schmale Straße ist nicht vielen bekannt, wird nicht von den Reiseführern empfohlen, und sogar der Google-Routenplaner schlägt einen Umweg stattdessen vor. Dennoch, wie wir es im vergangenen Mai fanden, so haben auch viele andere diesen verborgenen, magischen Aussichtspunkt gefunden, und die von hier genommenen Fotos, genau wie in unserem Blog, haben in verschiedenen Publikationen über Maramuresch eine ikonische Rolle gespielt.


Die grundlegende Arbeit über die traditionelle Maramuresch-Architektur, The Wooden Architecture of Maramureș von Dan Dinescu und Ana Bârcă (1997) – woher wir bereits das ähnlicherweise ikonische Foto der Kirche von Ieud/Jód zitierten, und worüber wir noch schreiben werden – beginnt sein Kapitel über die Dörfer der Maramuresch mit diesem Foto (klicken Sie darauf). Anstatt Mai sind wir hier bereits im Spätsommer, die silbrigen Blätter der Pappeln sind bereits dick, und im Vordergrund erhebt sich die typische Heuhaufen von Maramuresch.


Vielleich genau derselbe Heuhaufen wird bereitet im wunderschönen Album von Florin Andreescu aus Bukarest: Maramureș, țară veche (Maramureș, altes Land, 2011), worüber wir auch bald schreiben werden. Und in demselben Album, ein paar Seiten später öffnet sich auch die rechte Seite der Landschaft, mit dem Gutâi/Gutin-Gipfel im Hintergrund.


Und die linke Seite der Landschaft führt das Kapitel über die Geographie der Region in der ausgezeichneten 500-Seiten Maramuresch-Reiseführer (2007) des finnischen Metaneira-Verlags ein (klicken Sie auf das Foto). Das Foto darf vor umgefähr zehn Jahren aufgenommen geworden sein: die einsame Pappel hat schon eine ganze Reihe von jungen Rivalen, aber der kleine Apfelbaum zwei Terrassen höher wuchs nicht viel seit damals.


Die Aufnahme von weiteren ikonischen Fotos wird die Aufgabe unserer Leser sein, vor allem von denen, die uns auf unsere Maramuresch-Tour am Ende Juni, oder – da es mehr und mehr sicher ist – auf ihrer Wiederholung zwischen 20 und 24. August begleiten.

Der fruchtbare Punkt am 1. November 2019, um fünf nachmittags

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