Ceci n’est pas une pipe

…ceci est une korn.

“Bretagne. Die Pfeife ist gut nur wenn sie gut brennt.” Collection Villard, Quimper. Aufgabestempel 5. 7. 1910

Die keltischen Sprachen erreichten ihre größte geographische Ausdehnung nicht in der Antike, vor der römischen Eroberung, sondern, wie Peter Burke schreibt, im Zeitalter der großen Entdeckungen. Am Beginn des 16. Jahrhunderts dienten auf den englischen und französischen Schiffen des Atlantiks vor allem Matrosen von den keltischen Küsten, aus Wales und Bretagne, damit Walisisch und Bretonisch waren die gemeinsamen Matrosensprachen am nördlichen Teil des Ozeans, vom Ärmelkanal bis zu den karibischen Inseln.

Die bretonischen Seefahrer unter französischer Flagge erreichten auch die fernen brasilianischen Küste, und sie brachten zum ersten Mal den Tabak nach Europa, zusammen mit seinem ursprünglichen indianischen Namen: betum. Das Wort wurde aus dem Bretonisch ins Französisch übertragen: pétun, pétuner, ʻTabak, rauchen’. Allerdings wurde es archaisch geworden, und heute nur noch die bretonische Sprache bewahrt das ursprüngliche indianische Wort: butun, butunad. Das Wort tobacco und seine Varianten in den modernen europäischen Sprachen, die die spanischen Sprachforscher der Renaissance aus den karibischen indianischen Sprachen ableiteten, kam in der Tat von dem mittelalterlichen arabischen tabbaq, ʻArzneikraut’ ins Spanisch in der Form tabaco bereits im 15. Jahrhundert, und ging auf dem umgekehrten Weg nach Amerika. Als Nicolás Monardes schreibt in seinem Joyful Newes Oute of the Newe Founde Worlde, von John Frampton 1577 ins Englisch übersetzt:

„Many haue giuen it [tobacco] the name, Petum, whiche is in deede the proper name of the Hearbe, as they whiche haue traueiled that countrey can tell.“

„Viele nennen [den Tabak] petum, das in der Tat der ursprüngliche Name dieses Krautes ist, wie es jeder sagen kann, der in jenem Land schon gereist hat.“


Der Gebrauch von Tabak wurde erstmals 1525 in der Bretagne und in ganz Europa dokumentiert. Die erste Tabakmanufaktur wurde hier, im Hafen von Morlaix, gefunden, wo die aus dem neuen Kontinent eingeführten und fals Heilpflanze verwendeten Tabakblätter getrocknet und dann in karottenförmige Stäbchen – auf Französisch carotte, im modernen Bretonisch karot – gerollt wurden. Die „Karotten”, die noch auf den Ladenschildern der Tabakladen der Bretagne sichtbar sind, wurden dann mit Messer geschnitten, als es für die Pfeife oder zum Kauen erforderlich war. Die Pfeife selbst wurde ursprünglich von Schafshorn gemacht, und nach ihre Trichterform (cornet) wurde es in Bretonisch korn gehießen.

„Darf ich dich stören?“ – „Natürlich.“ – „Gib mir meine Tabakkarotte [tabac en carotte], bitte, lass mir meine Pfeife stopfen.” Rauchende Frau in Morlaix. Artaud et Nozais, Nantes

Während im Zeitalter der Renaissance und Barock ist Rauchen in vielen Teilen Europas „vergeschlechtlicht“, zu einem ausschließlich männlichen Vergnügen geworden, in der Bretagne blieb es die Mittel zur Dämpfung von Müdigkeit und Hunger für beide Geschlechter, wie auch in seiner ursprünglichen Heimat. Die französischen Fotografen, die am Ende des 19. Jahrhunderts das Land durchstreichten, um ethnographische Bilder zu machen, varen ganz gefangengenommen vom Anblick der Preife rauchenden alten bretonischen Frauen, die dann zu unentbehrlichen Genrefiguren solcher Postkartenserien wie La Brettagne Pittoresque oder Types Bretons wurden. Jetzt hat philaevrand eine schöne Auswahl aus seiner Sammlung an dem zu den alten französischen Postkarten gewidmeten Cparama forum veröffentlicht.


Klervi Rivière – Marie-Aline Lagadic: Labousig ar hoad. Eine bretonischsprachige gwerz – Ballad – über einen Seemann, der ein Mädchen einlädet, zusammen mit ihm nach England zu überschiffen, aber sie lehnt in ab. Von der CD Femmes de Bretagne (Die Frauen der Bretagne, 1996).

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Die Postkarten mit identifizierbaren Orten auf der Karte der Bretagne

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