Neujahr in Prag



„Am nächsten Morgen des 6. Juli [1636] zogen wir früh von dort [Böhmisch Brod / Český Brod] aus nach Prag und aßen dort zu Mittag. Bevor wir die Stadt erblickten, waren wir fünf niederländische Meilen [ca. 30 Kilometer] durch schöne Ebenen und Auen gereist. Die Stadt ist von Hügeln und Felsen umgeben, alle mit Weinreben bepflanzt. Zu Prag gehören drei Städte, Neustadt, Altstadt, und die Sloßstadt. Die Neustadt betraten wir durch en prächtiges Tor und gingen dann in die Altstadt zu der Unterkunft Seiner Exzellenz [Sir Thomas Howard]. Dort wurde uns gesagt, dass diese Stadt hauptsächlich von Juden bewohnt wird, die dort vier Synagogen hätten. In einer sah ich einen Rabbi ein Kind beschneiden. Uns wurde berichtet, dass durch den zuvor erwähnten Sturm und Hagelkörner, so dick wie Fäuste, alle Früchte wie Getreide und Weinreben in den vorderen Landesteilen verdorben worden seien. Bei diesem Sturm gingen auch einige Kälber verloren. Zwischen dieser und der Schloßstadt fließt einer schöner Fluss namens Moldau. Darüber führt eine stattliche steierne Brücke – in ihrer Länge der London Bridge gleich –, die Seine Exzellenz auf seinem Weg zur Ketschin [Hradschin/Hradčany], einer stattlichen, auf einem hohen Hügel liegende Festung, in der der König von Böhmen lebte, überquerte. Zuerst passierten wir drei ansehnliche Vorhöfe. In einem der Tore stand ein Trupp Soldaten, im Hof dahinter aus Bronze gearbeitet der Heilige Georg auf einem Pferderücken auf einem Brunnen. Wir betraten eine geräumige Halle, in der sich viele schöne Läden wie zu Westminster befinden, ihr Gerichtshof aber ist in anderen benachbarten Räumen. Von dort ging es weiter durch prächtig ausgestattete Räume, deren Wände mit Bildern behangen waren, und ein Raum, der mit Portraits englischer Adeliger ausgestattet war, die zurückzulassen man den König von Böhmen [Friedrich, Kurfürst von Pfalz, 1619-1620] gezwungen hatte.“

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Das ausführliche Programm unserer Prager Neujahr-Reise wurde zusammengesetzt. Für einen glücklichen Anfang und ähnliche Fortsetzung des neuen Jahres machen wir uns auf den Weg sofort nach der Erholung von der Silvesternacht, und am Wochenende von 2-4. Januar besuchen wir all das, was Sir Thomas Howard, Botschafter des englischen Königs, und sein Sekretär William Crowne während ihrer Reise von 1636 gesehen haben. Und auch vieles mehr, alles, was die folgenden vier Jahrhunderte zu Prag zugesetzt haben.

Bei dieser eresten Gelegenheit unserer Serie von urban exploration in Prag werden wir das historische Zentrum durchwandern, von Haus zu Haus: die Altstadt, mit besonderer Achtung auf den ehemaligen jüdischen Viertel, die Kleinseite, die Straßen unter der Burg, die wenig bekannte Welt von Pohořelec und Nový Svět. Unser Fokus liegt auf der Struktur und historischen Veränderungen der Stadtviertel, dem mittelalterlichen „Königsweg“ vom Pulverturm zum Hradschin, der Geschichte der mittelalterlichen und Renaissance-Häuser, der großer Stadtplanung am Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhnuderts und ihre Ergebnisse, und die Orte der kommerziellen, literarischen und gesellschaftlichen Lebens auf der Jahrhundertwende, mit besonderem Bezug auf die verschwundenen deutschen und jüdischen Einwohner. Im ehemaligen jüdischen Viertel – die aktuelle Palastviertel um Parížská und Široká Straße – werden wir die verschwundene jahrhundertelange Struktur, Geschichte und Leben mit alten Karten, Fotos und Berichte rekonstruieren. Natürlich werden wir auch über die für unsere spätere Wanderungen geplanten Themen nicht schweigen, wenn unser Weg so führt: die Gebäude der frühmodernen Architektur, die Orte der nazionalsozialistischen und sowjetischen Besatzung, oder des literarischen Lebens am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts. Und da es wird voraussichtlich kalt sein, wir werden uns oft in einige mehr oder weniger bekannten traditionellen Kaffeehäuser, Kneipen und Restaurants einsetzen, wo wir über die Geschichte und Angebote des Ortes erfahren werden. Und was seit der Zeit von Sir Thomas Howard und William Crowne verloren gegangen war, werden wir an Ort mit alten Fotografien und Zeichnungen beleben.




Ich habe schon die Unterkunft für diejenige, die sich so weit angemeldet haben, ausgebucht, aber für einen kurzen Zeitraum ist es noch möglich, uns auf wang@studiolum.com beizutregen. Die Teilnahmegebühr beträgt 110 € (zwei Nächte in 4-Sterne-Hotel mit Frühstück + Führung), Einzelzimmerzuschlag 40 €. Diejenige, die es vor 1914 ausgelassen haben, die seitdem verschwundene Prag zu besichtigen, können es jetzt aufholen.


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