Rosa Postkarten 7


Name des Absenders: Károly Timó, 1. Ungarische Köngliche Infanterie-Regiment
Adresse des Absenders: 9. Ersatzkompanie, 2. Zug

Adresse: An das geehrte Fräulein Antónia Zajác
III. Bezirk, Kis Korona Straße 52.
Budapest



am 2. December
Mein lieber Sohn.
Ich bin gerade von Szt.Lőrinc, aus der Übung gekommen. Es war ziemlich anstrengend, als ich auch die Ausrüstung mitbringen musste. Wir haben schon auch geschossen. Man sagt, dass wir auch Weihnachten hier verbringen werden, wenn nichts passiert, als wir die Graue [Uniform] nur am 15. bekommen werden. Wie geht es dir? Ich fühle mich gut, ich vermisse nur den schmu-Ju. Du kennst ihn, nicht wahr? Heute wollte ich nach Hause kommen, aber das Ausgehen wurde der ganzen Kompanie verboten, als es einen Kasernenarrest gab. Aber am Sonntag werde ich kommen, wenn möglich. Wenn nicht, dann so, wie wir es letzte Woche vereinbart haben, dass heißt, komm um fünf, aber zuerst schau auf uns.

Wie geht es deiner Mutter? Ist sie bereits besser?
Es gibt keine Nachrichten mehr, so schließe ich meine Zeilen.
Küsse und Umarmungen von deinem liebenden Károly.
Grüße an deine Mutter, Veronika und Mariska.
Sei gut, du M-us.


Vorige Briefe (in grau auf der Karte angegeben):

Budapest, 28. November 1914
Budapest, 27. November 1914
Budapest, 18. November 1914
Budapest, 27. Oktober 1914
Debrecen, 25. September 1914
Szerencs, 28. August 1914
„Dieser Tag ist ein Fest“
[Die vage und unbegründete Gerüchte nur steigern die Unsicherheit der Soldaten. Wenn sie am 15. Dezember die Graue, dass heißt, die für die Front bereite Marschuniform bekommen, dann wird es schon nicht genug Zeit geben, um vor Weihnachten abzumarschieren. Oder, im Gegenteil, es gibt genügend Zeit, um vor Weihnachten an die Front geliefert zu werden.

An der Nordfront gelingt es vielleicht, die russischen Truppen langsam über den Kamm der Karpaten zurückzudrängen. Deshalb warten sie immer noch in der Kaserne, wenn auch in der Graue, und hoffen insgeheim, dass die zur Auffüllung des 1sten Ungarischen Königlichen Regiments ausgebildeten Ersatzkompanien, Marschzüge, Marschkompanien, Landsturmbataillone, und die anderen, für die Zivilbevölkerung unlösbaren Einheiten noch bis Weihnachten in Budapest bleiben werden.

Nach so langer Zeit ist es schwierig, herauszufinden, was diese liebevolle Abkürzungen bedeuten. Wir werden nicht einmal versuchen.


Und schließlich ein Foto, auch vom Boden des Schuhkartons. Es stellt die in der Abschied am Ende der Postkarte genannten: nach links, die immer kranke Mutter, und nach rechts, Antónia (Janka). Die beiden Mädchen in der Mitte sind Mariska und Veronika (oder umgekehrt?)]

Nächste Postkarte: 11 Dezember 1914

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