Vater und Sohn

Buenos Aires, Straßenfotograf, um 1930

Familienalbum:
Alba, 1867
Hong Kong, 1897
Marseille, 1900
Paris, 1904
Valenciennes, 1918
Buenos Aires, 1930
Weit entfernt von den berühmten Studios, weit von den Familienfotografern und ihr Akademismus – ein gestohlenes Bild von einem jener Wanderfotografen, die auf der Ecke der Straße stehend, unerwartet die Passanten abknipsen.
Die Straße ist in Buenos Aires um 1930. Die Passanten sind Vater und Sohn. Sie verstehen sich nicht.
Der Sohn ist wieder in Argentinien nach einer langen Ausbildung in der Schweiz. Der Vater erwartet viel von dieser Luxus-Ausbildung: immerhin sollte ihm der Sohn in der Wirtschaft folgen. In dieser Krisenzeit ist es gut, auf einen Erben auf dieser Höhe zu zahlen: Polyglott, beherrscht die Komplexität des Finanzwesens, Kenner des Welthandels, was weiß ich…

Der Vater stoppt, es wird er, der das Bild des Straßenfotografs kauft.
Der Vater ist so stolz auf seinen Sohn, ein Sohn so groß, so intelligent, so sportlich, so mondän.
Der Sohn ist weit über dieser Straßenfolklore. Es ist sicherlich nicht er derjenige, der zwei Pfennige für dieser Art von Müll ausgeben würde. Er fühlt sich weit über dieser Stadt, weit über diesem Vater, den er kaum kennt, ein Vater so klein, so schlecht gekleidet, so provinziell.
Und er träumt von der Rückkehr nach Europa.

Der Vater ist stolz, aber vorsichtig.
Er wird ihm nicht sofort die Firma übergeben, die er gründete und zur Blüte erhob, er wird ihm nur eine Filiale anvertrauen. Die europäische Filiale, das wird ihn glücklich machen, den Junge.
Er hat sie ihm anvertraut – und ein paar Monate später hat die europäische Filiale Bankrott gemacht. Ein patenter Kerl, der Junge.

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