Zigeunerstadt


Man sagt, das El Vacie in Sevilla die älteste noch bestehende informelle Siedlung in Europa ist. Gegründet im Jahre 1932, sie wurde nach Francos Machtübernahme aufgebläht, als die ärmsten Familien aus Sevillas Stadtteil Triana – das einzige Stadtviertel über den Fluss, wo die Zigeuner seit dem 16. Jahrhundert als Schmiede der Region gelebt haben, und auch ihre religiöse Bruderschaft aufhalten – vertrieben wurden. Sie schufen mehrere Elendviertel am Rande der Stadt, aber sicherlich das berühmteste von ihnen ist El Vacie, die jetzt vollständing vom Friedhof und dem Autobahnkreuz eingeschlossen ist.


Offiziell leben 600 Menschen in der Siedlung, aber die Realität ist mehr als das Doppelte. Es gibt keine Wasserleitung und Kanalisation, und Strom wurde auch erst vor kurzem aus der Stat ausgeleitet. Es gibt Versprechungen von der Seite der jeweiligen Politiker, beinnend mit Franco, der in den 40er Jahren zur Siedlung kam, und Verbesserungen versprach, und seit damals hat jeder Politiker vor den Wahlen so getan, aber die Verbesserungen scheinen nicht zu kommen.


Es ist nicht leicht, die Siedlung zu betreten, geschweige denn zu fotografieren. Auch dem auf Río Wang vielmals erwähnte russischen Blogger Rustem Adagamov gelung es nur auf der Intervention der lokalen Sozialarbeiter.

„Die Betonblöcke wurden von der Stadt auf dem Gelände der ehemaligen Häuser gelegt, deren Bewohner soziale Wohnungen erhielten. Tatsächlich gibt est die Gefahr, dass sie die neue Wohnung verkaufen, und in El Vacie zurücksiedeln, weil sie nicht ohne die Gemeinschaft leben können.”

Die Siedlung ist in drei Teile aufgeteilt. Die eine ist von den spanischen Zigeunern, die andere von den portugiesischen Zigeunern, die dritte von Zigeunern aus Estremadura bewohnt.

Die vierzigjährige Urbana, eine portugiesische Zigeunerin wurde vor 26 Jahren zu einem lokalen Mann verheiratet. Heute hat sie sieben Kinder und sieben Enkelkinder, die alle in der Siedlung wohnen. Sie bauteten ihr Haus selbst, es gibt keine Heizung, obwohl der Frost ist nicht ungewöhnlich im Winter in Andalusien. Ihr Mann war ein Fabrikarbeiter, und jetzt leben acht Leute von seiner Invalidenrente von 350 Euro.


Aber die Bewohner der Siedlung sind nicht vollständig auf sich selbst überlassen. Spanische Freiwilligen haben im Jahr 1998 den Kindergarten Maria Angeles angelegt, der noch aus privaten Spenden erhalten ist. Acht bezahlte Mitarbeiter und zwanzig permanente Freiwilligen arbeiten hier, und darüber hiaus werden sie regelmäßig durch einen Arzt und Psychologe besucht. Sie bemühen sich, für all die Kinder der Siedlung Sorge zu tragen, von denen die meisten bekommen nur hier warmes Essen, heißes Wasser und Bildung, und sie aus dem Kreis der Armt und Kriminalität zu retten. Die Bewohner der Siedlung sprechen mit großer Dankbarkeit über ihre Arbeit. Natürlich gibt es auch eine andere Seite der Medaille: im letzten Sommerpause brachte man in den Kindergarten ein, und sie nahmen alles, so dass es zwei Monate dauerte, bis er wieder öffnen könnte. „So ist das Leben”, sagt resigniert eine Sozialarbeiterin, „hier Gut und Böse kämpfen miteinander jeden Tag. Einer von ihnen wird schließlich gewinnen.”


Vor kurzem hat die spanische TV-Sender Cuatro einen fünfteiligen (1 2 3 4 5) Dokumentarfilm über die Siedlung gestrahlt. Und im Jahr 2008 hat das TNT Theaterzentrum die Frauen der Siedlung überzeugt, Bernarda Albas Haus von García Lorca auf der Bühne zu setzen. Die Akteure des Dramas wurden von Giovanni Nardelli in ihrem alltäglichen Milieu fotografiert.



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