Zwangsräumung ist süß in Pitigliano


Zumindest für die Juden. Sie kamen im 16. Jahrhundert aus dem Kirchenstaat in der Maremma, im Gebiet von Sovana und Sorano. Doch das Dekret von 1619 des Cosimo II de’ Medici vertrieb sie aus ihren Häusern und zwang sie, in Pitigliano umzusiedeln. Ihre Türen wurden mit Stöcken geschlagen, als Aufforderung zum Umzug, und die Juden von Pitigliano immer noch erinnern daran mit dem mit Honig und Walnüsse, Orangenschale und Anis bereiteten Kuchen genannt sfratto, “Zwangsräumung”.


Pitigliano, die aus Tuffstein gebaute Stadt etruskischen Ursprungs ist eine der schönsten Städte Italiens. Sie liegt an der Grenze der toskanischen Maremma und Latium, und wurde “Klein-Jerusalem” wegen ihrer bedeutenden jüdischen Gemeinde genannt, die von der Mitte des 16. Jahrhunderts hier ansiedelte. Sie waren meist sephardische Juden, die die Bulle von 1555 des Papsts Paul IV in diese Ecke der Toskana geschoben hat. Das Dekret schrieb ihnen vor, nur in bestimmten Straßen zu leben, um die Kontakte mit der christlichen Bevölkerung zu verhindern – damit das Ghetto institutionalisiert wurde –, und unterscheidende Kleider zu tragen. Später wurden diese Richtlinien auch vom Cosimo II de’ Medici eingeführt, und die Juden des Großherzogtum von Toskana mussten nach Pitigliano, in die Grafschaft der Orsini umziehen. Diese waren glücklich, die wohlhabende und gebildete jüdische Gemeinde zu beherbergen, die auch mit den ihnen übertragenen, durch Malaria befallenen Feuchtgebieten zufrieden waren.

In Pitigliano passten sich die Juden wohl in die örtliche Gemeinde ein, und genossen eine Freiheit des Handels und Handwerk, die ihnen in anderen Orten nicht gewährt wurde. 1571 wurden sie berechtigt, eine Kreditbank zu öffnen, und die dort arbeitenden Juden durften keine unterscheidenden Abzeichen tragen, und hatten das Recht zur bewaffneten Selbstverteidigung. Ihre Synagoge wurde 1598 gebaut. Nach der Annexion des Gebietes ins Großherzogtum von Toskana wurde das Ghetto auch hier eingeführt, die Handelstätigkeit der Juden beschränkt, und sie waren gezwungen, das gelbe Abzeichen zu tragen. Die Kreditbank wurde geschlossen, und die Bedingungen für die Bewohner des Ghettos allmächlich verschlechterten sich. In den 17. und 18. Jahrhundert auch die Juden auf der Flucht aus Castro zogen nach Pitigliano, so dass diese blieb die einzige jüdische Gemeinde in der Maremma. Mit dem Aufkommen der Habsburger im Jahre 1765 hat die Gemeinde ihre Rechte wiedergewonnen, und sie erreichten die vollständige Integration in die örtliche christliche Gemeinde. So sehr, dass es waren die Katholiken, die die Zerstörung ihrer Häuser während der antifranzösischen Revolte Viva Maria verhinderten. Die Gemeinde erreichte ihre Höhepunkt im 19. Jahrhundert. Sie gründeten eine Schule, wo Juden und Christen gemeinsam studierten, hatten ihre eigene Bibliothek und ein Institut für die Pflege der armen Juden. Einige Schlüsselfgure des italienischen Judentums wurden in Pitigliano geboren, darunter die Servi Brüder, Gründer der Zeitschrift Vessillo Israelitico, und Rabbi Dante Lattes, Gründer des Verlages desselben Namens, der große Verdienste bei der Verbreitung der jüdischen Kultur in Italien hatte.

Die fortschreitende Normalisierung der jüdischen Gemeinde von Pitigliano war wahrscheinlich der Hauptgrund ihrer Auflösung. 1931 hatte die Gemeinde nur 70 Mitglieder statt der 400 des vorigen Jahrhunderts, und sie waren der jüdischen Gemeinde von Livorno unterstellt. Die Rassengesetze von 1938 haben sie auch nicht verschont. Heute leben nur fünf Juden in Pitigliano.

Dennoch ist der ehemalige jüdische Viertel noch intakt, und er kann besichtigt werden, einschließlich des weiblichen rituellen Bad, die das bereits von den Etruskern angewandete Heilwasser benutzte, des Weinkellers, der koscheren Schlächterei, der Bäckerei der ungesäuerten Brote, der Färbewerkstatt, der Zisterne, und nicht zuletzt der Synagoge. Sie wurde 1598 erbaut, und im 18. und 19. Jahrhundert sowie 1931 restauriert. Seine Fassade wurde im 18. Jahrhundert mit Rokokostuck verziert. Zum Zeitpunkt ihrer Schließung im Jahr 1956 wurde der Toraschrein in die Synagoge von Karmiel in Israel transferiert. Die letzte Restaurirung wurde 1995 auf die Kosten der Gemeinde von Pitigliano verrichtet, und heute hielt man wieder Gottesdienste in der Synagoge.

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Das jüdische Erbe und die kleine Dauerausstellung der jüdischen Kultur werden vom „Verein Klein-Jerusalem“ verwaltet. Ein aktives Fundraising ist im Gang für die Wiederherstellung des jüdischen Friedhofs, die unterhalb dem Tuffstein der Stadt gelegen ist. Er hat etwa 280 Gräber. Ein kleiner Laden am Eingang des Ghettos bietet koschere Produkte an, einschließlich der oben genannten sfratto, die typische Süßigkeit von Pitigliano.

Sfratto, Zwangsräumung für vier Personen. Zutaten:
200 g Mehl, 100 g Zucker, eine Prise Salz, 1 dl Weisswein, 6 Esslöffel Olivenöl, 4 Gewürznelken, 150 g Honig der Maremma, Zimt, Muskatnuss, 200 g zerkleinerte Nüsse, Anissamen, Orangenschalen, Vanille, Ei.

Vorbereitung:
• Eine halbe Stunde vor der Herstellung des Teiges beginnen Sie, den Honig bei schwacher Hitze zu erwärmen.
• Geben Sie die Orangenschale, die Anissamen, die Nüsse, den Zimt und Muskatnuss dazu.
• Bereiten Sie den Teig mit dem Mehl, Olivenöl, Wein, Zucker, Vanille und Eingelb.
• Glätten Sie ihn dünn, und schneiden Sie es in etwa 25 cm lange und 6-7 cm breite Streifen.
• Füllen Sie sie mit der Mischung aus Honig usw., die sich inzwischen erkaltet hat.
• Rollen Sie die Streifen in Stöcken auf. Setzen Sie sie in den Ofen bei 170 °C für 15 Minuten.




In Sorano blieben nur wenige Spuren der jüdischen Präsenz: die via del Ghetto, die Ölmühle, die Klopfer der Türen des alten Gebäudes, das heute die Locanda Aldobrandeschi beherbergt, und der nahe gelegene ehemalige oil Getreidespeicher, vo wo man den Juden „Weizen-Darlehen“ gab. Die alte Synagoge wurde in einen Saal für kulturelle Veranstaltungen umgewandelt.


Kommen Sie mit uns nach Georgien!


Ich bin gerade in der Vorbereitung der armenischen Tour von 2. bis 10. Mai, ich werde die genaue Route und Kosten (mehr oder weniger die gleiche wie der georgischen Tour) am 20. Februar veröffentlichen. Als aber die Flugtickets jetzt preiswert sind, kaufen Sie es jetzt, wenn Sie sich schon fest entschlossen haben. Allerdings schreiben Sie mir bevor das, weil der Kleinbus für die erste Woche schon fast voll ist.
Nach die vier sehr erfolgreichen Kaukasusreisen des letzten Jahres laden wir unsere Leser wieder nach Georgien. Wir fahren dort im Mai, wenn die Berge leuchtend grün sind, die Bäume blühen, und die außergewöhnlich schöne georgische Landschaft noch schöner als sonst ist. Wir fahren in der Nacht von 9. Mai mit dem Billigflug Wizzair aus Budapest nach Kutaissi, und kommen am 17. Mai in der Morgendämmerung zurück. Bis dann gibt es noch viele Zeit für die Vorbereitugen. Trotzdem kündige ich die Reise so früh an, weil die Flugtickets jetzt wirklich preiswert sind, und nach der letztjährigen Erfahrungen erhöht sich ihr Preis schnell. Deshalb wenn Sie teilnehmen möchten, schreiben Sie mir bis Freitag, 15 Januar an wang@studiolum.com, damit ich sehen könne, wie viele wir sind und einen genauen Preis kalkulieren könne, und  wer schon sicher ist, das Ticket schon jetzt kaufen könne.

Während der Exkursionen des letzten Jahres haben wir das ganze Land bewandert, von den nordwestlichen Bergen von Swanetien durch die östliche Weinregion Kachetiens zu den südlichen Höhlenklöstern von Samzche. Dieses Jahr spenden wir weniger Zeit im Bus, und mehr in den schönsten Regionen des Landes, in Swanetien und auf der georgischen Heerstraße, und widmen mehr Zeit der Entdeckung von Tiflis. Wir besuchen auch einige außergewöhnlich schöne und berühmte Regionen, für die wir letztes Jahr keine Zeit hatten: die Klosterkirche von Gergeti unter dem nördlichen under dem nördlichen Grenzgebirge Kazbegi, die aus den sozialistischen Zeiten hintergebliebenen Seilbahnen von Chiatura, und die Einsiedelei von Katskhi. Wir reisen mit klimatisiertem modernem Minibus, in Tiflis und Kutaissi vernachten in Vier-Sterne-Hotels und in Swanetien und Kazbegi in Familienpensionen. Die geplanten Kosten der Reise sind ca. 550 € (Hotels mit Frühstück, und in den Pensionen auch mit traditionellem Abendessen, Bus und Führung), die ich an diesem Wochenende,  in der Kenntnis der endgültigen Teilnehmerzahl genau bestimmen kann.

Zur Vorbereitung empfehle ich die Ankündigung der Tour des letzten Jahres sowie unsere gesammelten Posts über Georgien zu lesen (die kontinuierlich vermehrt werden). Im Folgenden skizziere ich die Route und Programm der sieben Tagen, so dass diejenige, die sich bereits registriert haben, können es im Sessel durchlesen und sich darauf vorbereiten, und diejenige, die es noch nicht getan haben, dazu verleitet seien, jetzt beizutreten.

Die Karten können mit dem Link „More options“ auf Vollbild vergrößert werden. Nur die wichtigsten Haltestellen wurden angezeigt, aber wir werden auch an vielen anderen Orten für einige herrlichen Aussichten und historischen Sehenswürdigkeiten anhalten. Wenn die Karten dafür eine Idee geben, lassen Sie es uns wissen.


Mze Shina: Shairebi. Folksmusik aus Swanetien. Vom Album Ushba.


1. Von Kutaissi nach Swanetien

Unser Flugzeug kommt am frühen Morgen in Kutaissi an. Um Zeit zu sparen, fahren wir sofort nach Swanetien, eine der archaischen und schönsten Bergregionen Georgiens ab. Wir haben zwei zusätzliche Stunden zum Schlafen im Bus, und der Morgen dämmert auf uns schon im Inguri-Tal, neben Europas tiefsten Wasserspeicher. Auf dem Weg halten wir auch an anderen Stellen an, bei bemalten mittelalterlichen Kirchen und in Dörfern mit tausend Jahre alten Wachtürmen. Auf der kurvigen Bergstraße erreichen wir am Nachmittag unseren Unterkunft in Mestia. Wir schauen in der Altstadt mit Wohntürmen um, und besuchen das reiche Museum für Völkerkunde. Traditionelles georgisches Abendessen in der Familienpension.




2. In den Bergen Swanetiens: von Mestia nach Uschguli

Ein Tagesausflug in die Berge, zur höchstgelegene (2100 m) Siedlung Europas, Uschguli, das Land der mittelalterlichen Wohntürme. Wir werden mit Langlaufbus die 45 Km lange Strecke in 3-4 Stunden zurücklegen, während wir eine atemberaubende Berglandschaft genießen werden. Spaziergang in den drei Teilen des Dorfes Uschguli.  Am späten Nachmittag, auf dem Weg zurück nach Hause fahren wir mit der Seilbahn zum Aussichtsturm oberhalb Mestia hinauf, von wo aus wir die höchsten Gipfel des Kaukasus sehen können. In Mestia, traditionelles georgisches Abendessen.




3-4. Von Mestia nach Tiflis und ein Tag in Tiflis

Die längste Straße unserer Reise: in sieben Stunden kommen wir aus den Bergen ins Tal der Mtkvari/Kura ab, und fahren entlang des Flusses in die Haupstadt. Auf dem Weg halten wir ein paar Mal an, um sich auszuruhen und einige Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, einschließlich der legendären Festung von Surami und des Museums Stalins in Gori. Unser Hotel in Tiflis liegt im Zentrum der Alstadt, so dass an diesem und am nächsten Abend kann man die Stadt auch auf eigene Faust erkunden. Am nächsten Tag bewandern wir die Altstadt, den früheren Palastbezirk rund um der Metekhi-Kirche, den muslimischen Viertel mit den türkischen Bädern und der Moschee, den alten armenischen Kaufmannsbezirk, die Kala, und über ihm die mittelalterlichen Kirchen des Bethlehem-Viertels. Am Abend, traditionelles Abendessen in einem ausgezeichneten georgischen Restaurant im jüdischen Viertel, wo ich noch einmal die Folk-Band von drei Mädchen aus Swanetien einladen werde, die uns bereits im letzten Jahr so sehr fasziniert haben.




5-6. Von Mzcheta entlang der georgischen Heerstraße zu Kazbegi und zurück

Wir beginnen den Tag in der alten georgischen Hauptstadt Mzcheta, nicht weit von Tiflis, die immer noch das Zentrum der georgischen Kirche ist. Nach dem Besuch der Kathedrale und der Jvari (Heiligkreuz) Kirche – Georgiens erstes christliches Heiligtum – auf dem Hügel auf der anderen Seite des Flusses, machen wir uns auf die ehemalige georgischen Heerstraße, die über atemberaubende Serpentinen durch den Großen Kaukasus zur Grenze nach Russland führt. Auf halbem Weg halten wir bei der Klosterfestung Ananuri, eines der schönsten georgischen Klöster an, und auch in ein paar anderen Stellen, einschließlich des Jvari-Passes, mit herrlichem Blick auf beide Seiten des Kaukasus. Über den Bergpass steigen wir bis den Fuß des Kazbegi, der höchste Gipfel Georgiens ab, wo wir die Nacht verbringen. Am nächsten Tag fahren wir mit Jeeps zum Kloster Gergeti hinauf, die die einzige vor der Sintflut gebaute Kirche Georgiens ist :) Auf dem Weg halten wir bei der Kirche von Sioni an, dann überqueren wir wieder den Jvari-Pass, und am Abend kommen wir in Tiflis zurück.




7. Von Tiflis durch Chiatura und Katskhi bis Kutaissi

In unserem letzten Tag in Georgien besuchen wir zwei große Sehenswürdigkeiten, die ins letztjährige Programm nicht aufgenommen wurden: die Schlucht von Chiatura mit der Vielzahl von Seilbahnen kreuz und quer durch die um ihr herum gebaute Bergbaustadt, und das Kloster von Katskhi mit der auf dem vierzig Meter hohen Monolithen gebauten, tausend Jahre alten Einsiedelei. Unsere letzte Haltestelle und die Krönung der Reise wird das königliche Kloster Gelati, eines der schönsten georgischen Klöster, die Grabstätte der georgischen Könige. Diese Nacht schlafen wir in Kutaissi, und in der Morgendämmerung fahren wir zum Flughafen.




Der Weg nach Katskhi


Die Straße, die bei Zestaponi von der Tbilisi-Hauptstraße nach Chiatura abbiegt, verläuft entlang einer Hügelkette, die sich zwischen den Buja- und Kvirila-Flüssen steigt. Sanfte Hängen auf beiden Seiten, die gelb-grüne und rostbraune Streifen der nassen Wiesen und Feldern dampfen in der Sonnen nach zwei Tagen des Regens.


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Nach der Abzweigung nach Dilikauri, die tiefe Schlucht der Kvirila erscheint plötzlich auf der rechten Seite. Dahinter, steile Hügen mit kleinen Dörfern und Kirchen auf ihren Gipfeln, wie in Umbrien. Und als die Straße ansteigt, wird das Panorama des Tales mehr und mehr dramatisch.


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Vor Katskhi führt die Straße um eine breite Biegung des Katskhura-Bachs, der in die Kvirila fließt. Als ob wir entlang dem Rand eines Kraters mit einem Durchmesser von mehreren Kilometern vorwärtsgingen, man kann das Ganze von jedem Punkt sehen. Zu Beginn der Biegung ein Denkmal, das Grab eines im südossetischen Krieg von 2008 gefallenen Helden wacht über das Tal. In einer ordentlichen Reihe hochkant gestellte Trinkgläser stehen auf dem Stein, und die aus Altmetall geschweißte Tisch laden uns ein, zu stoppen, um zu seinem Gedächtnis zu trinken, und zu versuchen, in der Ferne, irgendwo um die Mitte des Kraters, die vor den Kalksteinwände der Schlucht allein stehende Katskhi-Säule auszumachen.


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Der vierzig Meter hohe Kalksteinmonolith hat die religiöse Vorstellungskraft seit Beginn des Christentums in Georgien fasziniert. Ein besonders verehrtes Objekt der georgischen Christen ist die Heilige Säule der Kathedrale von Mzcheta, die vom über dem Mantel von Christ gewachsenen Baum geschnitzt wurde, und die Katskhi-Säule wurde als sein von Gott geschaffenenen Steingegenstück betrachtet. Im 10. Jahrhundert wurde eine Einsiedelei an seiner Oberseite gebaut, die in den 1990er Jahren restauriert wurde. Es war dann, das Vater Maxim aus Chiatura hierher zog, und seitdem lebt er hier als ein moderner Stylit. Ein kleines Kloster wurde am Fuß der Säule errichtet, wo jetzt zehn bis fünfzehn junge Mönche leben.

Die Säule erscheint zum ersten Mal, als wir die Brücke der Katskhura erreichen. Unterhalb, entlang des Flusses sehen wir die Reste einer ehemaligen Trafo, um der Schafen beweiden. Nach ein paar Kurven eine schwierige Piste führt in die Richtung des Klosters. Ein geräumiges Feld öffnet zwischen den Klippen, mit einer herrlicher Aussicht auf die Säule und die Umgebung, bereits am Höhepunkt der goldenen Stunde.


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Wir kommen zum Kloster kurz vom Feierabend, die letzten russischen Besucher fotografieren sich gegenseitig vor der Säule. Wir sind die Einzigen, die noch auf dem Hof verweilen. Ein bißchen weiter, vor dem Wohnbereich sitzt eine kleine Gruppe von jungen Mönche in Kreis, zusammen mit Vater Maxim. In der Mitte spielt ein zehnjähriger Junge, Rezo, auf Panduri, die georgische dreisaitige Laute, während der ältere Priest neben ihm singt dazu. Man bietet uns ein Stuhl und ein Glas Wein an. Es ist der Geburtstag des Dorfpriesters, und er ist aufgekommen, um den zusammen mit den Mönchen zu feiern. Er hat auch fünf Katecheten mitgebracht, junge Menschen mit schönen, reinen Gesichtern und Augen. Der jüngste, der bereits erwähnte Rezo spielt ganz gut auf dem Panduri, georgische Volkslieder, alte Chansons, zeitgenössische Popmusik. Jemand hebt sein Glas, sagt einen Toast, dann der Priest antwortet darauf. Obwohl nicht klar ist, was er sagt, von den funkelnden Augen und dem Lachen verstehen wir, dass sie in geistreicher Sclagfertigkeit tätig sind. Die Antwort wird durch ein Lied gefolgt, während die Gläser wieder aufgefüllt werden.



Toast und Lied. Aufzeichnung von Lloyd Dunn

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Im Licht der untergehenden Sonne formt der Wind fantastische Wolkenzeichnungen über der Säule. Vater Maxim berührt sanft den Arm von Lloyd, und zeigt nach oben in den Himmel, als ob ihn zu bitten, seine Schönheit zu bewundern.


Toast und Lied. Aufzeichnung von Lloyd Dunn

Die Sonne ist schon hinter den Bergen gesetzt, wenn die Feier endet. Wir sagen Danke für die Gastfreundschaft, und nach dem Brauch der georgischen Männer umarmen uns und küssen uns gegenseitig auf die Wange. Die Mönche begleiten uns zum Tor. Wir sehen ihre vor dem Kloster stehenden magere, schwarze Figuren bis sie an der nächsten Kurve aus unserer Sicht verschwinden.



Ein Friedhof in Bukowina


Wenn man die Renaissancenklöster von Bukowina besuchend von Radautz/Rădăuți nach Sereth/Siret fährt, und die Straße durch Dornești – in den Sprachen seiner verschollenen ungarischen und deutschen Einwohner, Hadikfalva oder Kriegsdorf – sich im Umbau befindet, muss man nach Norden, nach Măneuți abbiegen, um die ukrainische Grenze zu erreichen.

Die unbefestigte Straße führt durch große Felder, die fruchtbare Ebene des Flusses Suceava. In der Ferne, nicht so weit weg, sieht man den Rand des Tellers woher wir herunterstiegen, den Gebirgszug der Karpaten. Auf der rechten Seite ist die mäandernde Linie der Suceava von Weidenbäumen begleitet. Schafe grasen auf dem Flutgebiet. Am Rande des Dorfes, lange bevor man die ersten Häuser sieht, erreichen wir einen kleinen Friedhof auf der rechten Seite. Wir halten an.

Die Gräber sind seltsam gruppiert in diesem Friedhof. Am andren Ende, in der Nähe des Dorfes, wo es auch ein zweites Tor gibt, liegen einige Reihen von Grabsteinen mit rumänischen Inschriften. Parallel zur Straße, zwei oder drei weiteren rumänischen Grabsteine, ganz neue. Der größte zentrale Teil des Friedhofs ist mit hohem Gras bedeckt. Betonkreuze ergeben sich aus dem Gras. Auf ihnen, ungarische Inschriften.



Die Kreuze alle schauen auf die Straße, sie kehren den Rücken zum Dorf. Die rumänischen Gräber auf der anderen Seite schauen auf das Dorf. Es scheint, dass die Rumänen, die nach dem Krieg hier eingesiedelt wurden, fingen an, den Friedhof an der Seite gegenüber derjenigen der Vorkriegsbewohner zu verwenden. Dies hat die Kreuze vor der Zerstörung verteidigt. Sie wurden mit Gras und Gestrüpp bewachsen, und während jene aus Holz sicherlich verfaulten, doch die große Erfindung des Dorfes, die in den 1920er und 1930er Jahren gegossene Stahlbetonkreuze haben überlebt. In den 1990er Jahren, wenn sie anfingen, auch die Seite des Friedhofes entlang der Straße zu benützen, und sie haben den ganzen Friedhof aufgeräumt, waren bereits die Zeiten vorbei, wenn es üblich war, die ehemalige ungarischen, deutschen oder polnischen Gräber ohne eine Spur zu zerstören. Im Gegensatz zu den Friedhöfen der anderen vier ungarischen Dörfer in der Bukowina, Józseffalva, Hadikfalva, Istensegíts und Fogadjisten, der von Măneuți – Andrásfalva – ist geblieben als die einzige Erinnerung an die ehemaligen Siedlungen der Szekler von Bukowina.


Heute vor zweihundertzweiundfünfzig Jahren, am 7. Januar 1764 begann die österreichische kaiserliche Armee, die in Madéfalva (im Osten Siebenbürgers, heute Siculeni, Rumänien) sich versammelten Szekler mit Kannonen zu schießen, weil sie weigerten, die neu gegründete Grenzenregimenter zu betreten. Zweihundert Menschen starben, Tausende flohen über die Berge nach Moldawien, wo sie entweder die Bevölkerung der ungarischen Siedlungen in Gyimes und der Tschangos von Moldawien erhöhten, oder verstreuten sie sich in den rumänischen Dörfern. Als zehn Jahre später, im Jahre 1774 Österreich, im Austausch für ihre Neutralität im russisch-türkischen Krieg, die nördlichste Region von Moldawien erhielt, daraus sie die Provinz Bukowina bildeten, hat der neue, ungarische Gouverneur, General András Hadik die große Anzahl der dort lebenden Ungarn bemerkt, und sammelte er sie in fünf Dörfern, die für sie festgelegt wurden.

Auf der fruchtbaren Ebene wuch die Bevölkerung der Dörfer schnell, und die seit den 1880er Jahren aus hier ausschwärmenden rund zehntausend jungen Menschen haben eine Reihe von neuen Siedlungen gegründet, nicht nur in Siebenbürgen, sondern auch in Kanada und Brasilien. Ihre größte Reise begann jedoch im Jahre 1941, wenn die ungarische Regierung fast die gesamte Bevölkerung der fünf Dörfer in der fruchtbaren Region von Batschka umsiedelte, die in demselben Jahr aus Jugoslawien nach Ungarn zurückkehrte. Von dort mussten sie 1944 vor den serbischen Partisanen nach dem Komitat Zala in Transdanubien fliehen. Schließlich wurden sie in den Komitaten Tolna und Baranya angesiedelt, ironisch in den Häusern der von dort vertriebenen Schwaben. Ihre lange Reise wurde in der zweiteiligen Film Sír az út előttem (Die Straße weint vor mir, 1987) von Sándor Sára dargestellt.

Ihre ehemaligen Häuser in der Bukowina wurden von rumänischen Flüchtlingen aus Bessarabien besetzt, die 1940 von der Sowjetunion annektiert wurde. Ihre katholischen Kirchen wurden in orthodoxe umgewandelt. Nur wenige Ungarn blieben in den fünf Dörfern. Die Nachkommen der in Tolna lebenden Bukowina-Szekler, die zuweilen hier kommen, um die ungarischen Gräber in Ordnung zu bringen, trafen sich mit ihnen zum letzten Mal in den 1990er Jahren.



Zwei Klagen aus Gyimes (Péter Hámori, Zsófia Lázár, 2006)

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