Eine glückliche Reise


Wir überqueren den Fluss Mktari von Avlabari zum Metekhi-Platz. Wir ruhen ein paar Minuten aus nach dem Morgengang auf den Straßen von Tiflis, um unsere Stärke mit einem türkischen – oder wie hier manche darauf bestehen, georgischen – Kaffe wiederherzustellen.

Als die russischsprachige Kellnerin die übervolle Schalen vor uns setzt, meine ist ein bisschen gekiptt, und ein Strom von schwarzen Brei läuft auf ihrer Seite in die Untertasse.

„Ach,“ sagt sie mit einem Lächeln, „die Zeichen für eine glückliche Reise!“


Straßenmusiker in einer Unterführung von Tiflis


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Die Maut


Als ich das dicke Seil quer über die Straße gespannt erblicke, die Feuer am Straßenrand, die maskierten Personen, die sich uns nähern nach dem Dorf Sanavardo, am Ufer des Alazani-Flusses, sofort erinnere ich mich an Kapuścińskis Berichte über die Straßensperren und Erpressungen der afrikanischen Milizen, und schalte in den Rückwärtsgang. Allerdings winken die Maskierten, dass es kein Problem gibt, wir können ruhig kommen. Es fällt mir ein, was ich in der vergangenen Nacht über die lebendigen Karnevalsbräuche von Kachetien gelesen habe, aber immer noch zögere ich. Sie versammeln sich freundlich um uns, sie erklären etwas im lokalen Dialekt, phuli, phuli, Geld, Geld, wiederholen sie. Ich leere den Inhalt unseres Kleingeld-Beutels in ihre Hände, zwei oder drei Lari, ein oder zwei Euro. Sie erfordern die ritualle Maut auch von Lloyd, und sind nicht von unserer Behauptung bewegt, dass das Kleingeld zu uns beide gehörte. Er muss eine Banknote von fünf Lari, etwa zwei Euro aufopfern. Das Seil wird gesenkt, wir können gehen. Nach wenigen Metern fällt es Lloyd ein, dass wir hätten auch ein lokales Lied mit dem Akkordeonspieler aufgenommen können. Wir ziehen ans Ufer des Alazani ab, und er geht zurück mit dem Recorder, wie ein Béla Bartók,

Béla Bartók sammelt Volkslieder mit Phonographen von slowakischen Bauern in Zobordarázs (heute Dražovce, ein Vorort von Nitra, Slowakei), 1907

oder wie ein Vladimir V. Akhobadse,

Der georgische Musikwissenschaftler Vladimir V. Akhobadse nimmt gurianische (Westgeorgien) Musiker an (das Foto wurde von uns gestern im Museum für Volksmusik in Tiflis kopiert)

schiebt den Recorder in ihre Gesichter, simghera, er sagt, ein Lied. Aus dem Lärm kann man deutlich hören nur khuti lari, khuti lari, sie benötigen weitere fünf Lari für die Show. Aber die Kakophonie macht es deutlich, dass das Akkordeon nur eine traditionelle Karnevalsdekoration darstellt, es wird keine Musik für wieviel Geld auch produzieren. Ein neues Auto kommt, es muss auch verzollt werden, so folgen wir auch unseren Weg weiter nach die mittelalterliche Stadt von Sighnaghi.


Simghera! – Khuti lari!

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Samstagnachmittag in der Metechi-Kirche


Die Türpfosten des Tores der Metechi-Kirche ist über achthundert Jahre von den Küssen der eintretenden Gläubigen glänzend geworden. Die Kirche, die sich auf einer Klippe am Ufer des Flusses mitten in Tiflis erhebt, wurde im 5. Jahrhundert von König Vakhtang als Schlosskapelle errichtet. Nach der mongolischen Verwüstung, zwischen 1278 und 1284 wurde es von Demetrius II auf dem gleichen Grundriss und im gleichen Stil neu errichtet, der damals bereits für archaisch zählte: ein frühes Beispiel einer historisierenden Architektur. Die nächste Verwüstung hätte 1937 gefolgt, wenn Beria beim Abriss der Altstadt von Tiflis auch dieses emblematische Gebäude abtragen wollte. Die Intellektuellen der Stadt haben eine Gesellschaft zur ihren Rettung gegründet. Ihrem Führer, dem Maler Dimitri Schevardnadze wurde angeblich von Beria die Direktorenstellung des Museums von Tiflis angeboten, wenn er ein Ende dem Widerstand bereitet. Der maler, der sich weigerte, starb im Gefängnis im selben Jahr. Doch die Kirche hat irgendwie überlebt. Sie wurde in ein Theater umgewandelt, und im Jahre 1988, im Zuge des Hungerstreiks der georgischen Intellektuellen wurde sie der georgischen orthodoxen Kirche zurückgegeben.

Samstag ist der Tag der Hochzeiten in der Metechi. Im Garten der Kirche führen mehrere Paare und ihre Angehörige soziales Leben, während sie darauf warten, an der Reihe zu kommen; am Tor, Bettler, Zigeuner und Hochzeitsfotografen erwarten einige Extra-Einnahme. Im einzelnen, kleinen Raum der Kirche finden mehrere Zeremonien zur gleichen Zeit statt. Einige Gläubigen beten an der Ikonostase, andere zünden Kerzen vor den Ikonen, oder in eine Ecke abgeschieden, beim alten Priester beichten oder um Rat bitten.

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