Ein gewöhnlicher Tag


Am Ende 1942 noch niemand sah die Niederlage von Stalingrad im Januar 1943 und den anschließenden Wende des Krieges voraus. Jedoch war die Ostfront merklich ins Stocken geraten, die im Schwung der Frühling angesetzten Ziele konnten nicht erreicht werden, und das deutsche Propagandaministerium hat es für zweckmäßig beurteilt, das Hinterland zu versichern, dass im Osten nichts Neues. So hat am 22 Oktober die 1-Million-Auflage-Zeitschrift der offiziellen Propaganda, die Berliner Illustrierte Zeitung einen Bericht über einen gewöhnlichen Tag der 19-jährigen Inge B. veröffentlicht, die als Sekretär eines deutschen Industrieunternehmens nach das befriedeten deutschen Kiew kam.



Die elegante und stolze Inge kam in Kiew mit dem Nachmittagszug aus Lemberg, dem Sitz der Distrikt Galizien an. Der Artikel weist darauf hin, dass ihr der junge ukrainischen Träger in halsbrecherischem Deutsch erzählt, wie die sich zurückziehenden Sowjets die Hauptstraße gesprengt hatten.


Inge steigt im Hotel Kiew ab, das den Verwüstungen des Krieges entkommen ist. Der in der tugendhaften deutschen Presse ungewöhnlich hoch aufgezogene Rock wird von der intimen Einsamkeit des Hotelzimmers legitimiert, während die Lesung der offiziellen deutschen Presse auch in der intimen Einsamkeit des Hotelzimmers zeugt von der guten Moral von Inge.


Die Modegeschäfte, wie jedes andere Geschäft im deutschen Kiew, sind gut mit Waren erbracht, obwohl nach dem Artikel hat Inge die veraltete Sortiment des ukrainischen Hutsalons für „ein Antiquitätengeschäft“ erklärt.


Glücklicherweise gibt es auch Geschäfte ausschließlich mit deutschen Waren, die noch besser erbracht sind als die schon wohl verbrachten anderen Geschäfte von Kiew.


Inge isst Mittag im Restaurant des Deutsches Hauses. Das Restaurant mit 2.000 Plätzen (!) wird vor allem von Soldaten (schauen Sie die Frisuren) und den Mitgliedern der Stadtverwaltung besucht, aber die Kellner sind ukrainisch.


Nach dem Mittagessen zum Strand ausgehen ist natürlich Teil eines gewöhnlichen Tages. Der strahlend weiße Sand des Dnjeprufers fällt gegen die Ostsee nicht ab. Der fliegende Ball ist in den Ausschnitt eben hineingegangen. Die St.-Andreas-Kirche, das frühere Museum des Atheismus im Hintergrund wurde von den Deutschen für kirchliche Zwecke zurückgegeben.


Nach dem Strand ist ein Kaffee ein Muss. Die Terrassen des Cafés „Dnjeprtreppen“ bieten einen atemberaubenden Blick auf den Fluss und die Stadt.


Hier endet die für den deutschen Leser zugedachte spektakuläre Konsumtion. Auf dem letzten Bild geht Inge zur Arbeit. Auf diesem Bild sehen wir nicht ihren Arbeitsplatz – der, wenn es ein Industrieunternehmen war, musste auch für den deutschen Lesern geheim sein –, sondern das Gebäude, das zwangsläufig in einem Bericht über das deutsche Kiew erscheinen sollte: das Hauptquartier des Generalkommissariats Ukraine an der Bismarckstraße.


In sowjetischen Zeiten war das Gebäude der Sitz der Kommunistischen Partei der Ukraine, und nun das Amt des Präsidenten der Ukraine. Auf der Zeitmontage von Sergei Larenkov über die besetzte und moderne Kiew flattern die Fahnen des unabhängigen ukrainischen Staates gegenüber derjeniger des ehemaligen Verbündeten. Die Geschichte geht weiter.


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